«Ocean Viking» wieder zu Rettungsmission ausgelaufen
Monatelang mussten die Seenotretter von SOS Mediterranee mit ihrem Schiff ausharren. Nun stechen sie wieder in See. Der Einsatz birgt auch Unsicherheiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die «Ocean Viking» darf nach Monaten wieder ins Mittelmeer auslaufen.
- Nach fünf Monaten können die Seenotretter wieder Flüchtlinge bergen.
- Allerdings ist wegen der Pandemie unklar, wo die Geretteten an Land gehen dürfen.
Monatelang mussten die Seenotretter von SOS Mediterranee mit ihrem Schiff ausharren. Nun stechen sie wieder in See. Der Einsatz birgt auch Unsicherheiten. Inmitten der Corona-Krise ist die «Ocean Viking» wieder ins zentrale Mittelmeer ausgelaufen, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu bergen.
Pandemie erschwert Rettungs-Aktion
Das Schiff der spendenfinanzierten Organisation SOS Mediterranee sei am Montag von Marseille aus in See gestochen, teilte die Organisation mit. «Wir blicken mit gemischten Gefühlen auf den bevorstehenden Einsatz», sagte die politische Referentin der Organisation, Jana Ciernioch, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind erleichtert, dass wir nach fünf Monaten Blockade jetzt wieder retten können.»
Die Bedingungen während der globalen Corona-Pandemie bringen ihr zufolge allerdings auch Unsicherheiten für den Einsatz mit sich. Es sei weiterhin ungeklärt, wo die Menschen nach einer Rettung hingebracht werden könnten. «Es gibt keine wirkliche Lösung für die humanitäre Katastrophe im zentralen Mittelmeer», kritisierte sie.
Mit einer Petition habe die Organisation Deutschlands Aussenminister Heiko Maas (SPD) aufgefordert, sich für eine Seenotrettung im Mittelmeer einzusetzen. Das Fazit: ernüchternd. «Wir haben nach wie vor keinen zuverlässigen solidarischen Verteilmechanismus für Menschen, die aus Seenot gerettet wurden», sagte Ciernioch. Die Pandemie habe erste Ansätze dafür aus dem Herbst 2019 ausgebremst.
Deutlich mehr Überfahrten im 2020
Ende Dezember des vergangenen Jahres hatten die italienischen Behörden die «Ocean Viking» wieder freigegeben. Sie hatten das Schiff zuvor am 22. Juli mit der Forderung festgesetzt, umfassend zum Beispiel mit Rettungsinseln nachzurüsten, falls es einen Notfall an Bord gibt. Zuvor waren die Helfer seit August 2019 im Einsatz gewesen, um in Seenot geratene Bootsmigranten zu retten.
Von Libyen aus wagen die Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer in das Gebiet der EU. Wie viele Menschen die Überfahrt nicht überleben, kann nicht sicher beziffert werden.
Nach Angaben des italienischen Innenministeriums zählten die Behörden im vergangenen Jahr mehr als 34'000 Migranten, die in Italien anlandeten. Im Vorjahr 2019 waren es knapp 11'500 gewesen. Die Zahlen deuten jedoch auf mehr Überfahrten von Migranten hin.