Österreich erlaubt Beihilfe zur Selbsttötung ab nächstem Jahr
Mit einer grossen Mehrheit hat das österreichische Parlament die Regeln für die Beihilfe zur Selbsttötung beschlossen. Aktive Sterbehilfe ist aber verboten.
Das Wichtigste in Kürze
- In Österreich können kranke Menschen ab 2022 tödliche Medikamente erhalten.
- Aktive Sterbehilfe ist weiterhin nicht erlaubt.
In Österreich können schwer kranke Menschen vom neuen Jahr an Zugang zu tödlichen Medikamenten erhalten. Das Parlament in Wien beschloss am Donnerstagabend mit grosser Mehrheit gesetzliche Regeln für die Beihilfe zur Selbsttötung.
Die Möglichkeit einer Sterbeverfügung steht allerdings nur Menschen offen, die dauerhaft schwer krank sind, und unheilbar Kranken. Diese ist ähnlich einer Patientenverfügung, aktive Sterbehilfe bleibt aber verboten. Die Neuregelung wurde notwendig, nachdem der Verfassungsgerichtshof das Verbot des assistierten Suizids aufgehoben hatte. Aus Sicht der Richter verstösst dies gegen das Recht des Einzelnen auf Selbstbestimmung.
Beihilfe zur Selbsttötung: Strenge Voraussetzungen
Dem neuen «Sterbeverfügungsgesetz» zufolge müssen vor einer Selbsttötung mehrere Voraussetzungen erfüllt werden: ein Mindestalter von 18 Jahren, eine medizinische Diagnose, Aufklärungsgespräche mit zwei Ärzten sowie eine mehrwöchige Bedenkzeit.
Erst dann dürfen Kranke bei einem Notar oder Patientenanwalt ihre Verfügung aufsetzen. Danach können sie in einer Apotheke ein tödliches Medikament bekommen.
Die regierenden Konservativen (ÖVP) und Grünen unterstützten das Gesetz im Nationalrat ebenso wie die oppositionellen Sozialdemokraten und die liberalen Neos. Nur die rechte FPÖ stimmte nicht zu. Justizministerin Alma Zadic (Grüne) verwies darauf, dass auch Massnahmen ergriffen würden, um Alternativen zum Suizid zu bieten.
Ein Gesetz zum Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung sei in Arbeit. Die Regierung stelle auch mehr Geld zur Vorbeugung vor Suiziden zur Verfügung.