Während Deutschland sein Heil im Lockdown sucht, wagt Österreich seit zwei Wochen das grosse Experiment: Testen, was das Zeug hält - und so die Infektionsketten durchbrechen.
Einem Schulkind in Wien wird die Handhabung eines Antigen-Schnelltests gezeigt. Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa
Einem Schulkind in Wien wird die Handhabung eines Antigen-Schnelltests gezeigt. Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Knapp zwei Wochen nach der Öffnung aller Läden und vieler Dienstleistungsangebote sieht sich Österreich mit seiner umfassenden Teststrategie auf dem richtigen Weg.
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Österreich sei weltweit eines der Länder mit den meisten Tests, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Anfrage. «Als erstes Land in Europa setzen wir auch auf massive Testungen in den Schulen.» Ziel sei es, durch so viele Tests wie möglich das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten oder zumindest ein Wachstum der Infektionszahlen bestmöglich abzufedern.

Pro Woche ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums künftig mit insgesamt rund drei Millionen Antigentests und auch PCR-Tests zu rechnen. Damit würde rechnerisch jeder dritte Österreicher einmal die Woche gecheckt, ob er mit dem Coronavirus infiziert ist.

Zuletzt wurden österreichweit binnen 24 Stunden 200.000 Menschen auf das Coronavirus überprüft, 45.000 Tests davon waren PCR-Tests. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist das deutlich mehr als in Deutschland, das erst zum 1. März seine Testangebote ausweitet.

Seit Lockerung des Lockdowns ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich von rund 100 auf etwa 115 gestiegen. Zugleich ist die Lage in den Kliniken stabil.

Ein Ansteigen der Infektionszahlen ist laut Experten erwartbar und auch zunächst nicht alarmierend. Wichtig sei, dass sich der Anstieg in etwa zehn Tagen abflache oder idealerweise aufhöre. Dann zeige sich, ob die Strategie des intensiven Suchens nach symptomfreien Infizierten und deren folgende Quarantäne die Verbreitung stoppen könne, so der Simulationsforscher Niki Popper.

Am 1. März will Österreich über die nächsten Schritte entscheiden. Dazu könnte die Öffnung der Hotels und der Gastronomie zählen, allerdings wohl nur für Gäste mit negativem Coronatest. Dieses Konzept hatte schon Anfang Februar funktioniert, als sich die Menschen unter anderem wegen der Zutrittstests beim Friseur massenweise testen liessen.

Einen weiteren Schub beim Überblick über das Infektionsgeschehen sollen die kostenlosen Tests in den Betrieben bringen. Aktuell nähmen 1000 Unternehmen mit 500.000 Mitarbeitern an der Aktion teil, hiess es. Ab März sollen in den Apotheken - neben den dort vorgenommenen Antigentests - auch sogenannte Wohnzimmer-Tests gratis erhältlich sein, mit denen sich die Bürger zu Hause testen können. In diesem Fall dient der Check der persönlichen Information, aber reicht nicht aus, um körpernahe Dienstleister wie Friseure in Anspruch nehmen zu dürfen.

Die Regierung schliesst trotz der bisher eher ermutigenden Zwischenbilanz eine Notbremse nicht aus, falls es zu einem exponentiellen Wachstum bei den Neuinfektionen kommt. Für den Sommer bleibe man angesichts der steigenden Temperaturen und fortschreitenden Impfungen vorsichtig optimistisch.

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