Österreicher wollen der Schweiz Gesundheitspersonal klauen

Rahel Sutter
Rahel Sutter

Österreich,

Österreich versucht, das Personal der 440 abgebauten Stellen der St.Galler Spitäler abzuwerben. Auch im Nachbarland herrscht Personalmangel in der Pflege.

Gewalt
Gewisse Spitäler haben mit körperlicher und verbaler Gewalt gegen das Spitalpersonal zu kämpfen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tiroler Kliniken wollen Pflegepersonal aus der Schweiz nach Österreich abwerben.
  • Anlass dazu war der Abbau von 440 Stellen bei den St.Galler Spitälern.
  • Der grösste Spital-Verbund in Tirol wirbt mit attraktiven Arbeitsbedingungen.

Nicht nur die Schweiz ist von Personalmangel in der Pflege betroffen – dieses Problem besteht auch in Österreich. Die Lücke will man dort nun ausgerechnet mit Pflegern und Pflegerinnen aus der Schweiz füllen.

Der grösste Spital-Verbund in Tirol wirbt aktiv um Pflegefachkräfte aus der Ostschweiz, wie das «St.Galler Tagblatt» berichtet. Die Tiroler Kliniken preisen ihre attraktiven Arbeitsbedingungen wie flexible Arbeitsmodelle, Kinderbetreuung und zusätzliche Urlaubswochen an.

«Wir wissen, dass die Bezahlung in der Schweiz eine andere ist», gibt Personalchef Gerit Mayer zu. Er argumentiert aber: «Als grosser Klinik-Verband können wir Arbeitsbedingungen bieten, die es so in der Schweiz nicht immer gibt.»

St.Gallen baut 440 Spital-Stellen ab

Überwiegend möchte man die österreichischen Fachkräfte zurückgewinnen, die Arbeit in der Schweiz gefunden haben. Mayer hofft allerdings auch darauf, deutsche und schweizerische Fachkräfte anzusprechen.

Der Anstoss für diese Werbeaktion war die Nachricht über den geplanten Abbau von 440 Stellen an den Spitälern in St.Gallen.

Ob die Abwerbeaktion fruchtet, wird sich noch zeigen. Denn trotz attraktiver Arbeitsbedingungen könnte der Lohn eine Hürde sein. In der Schweiz beträgt das Einstiegsgehalt für Vollzeit-Pflegefachkräfte etwa 79'000 Franken. In den Tiroler Kliniken sind es mit umgerechnet rund 47'000 Franken deutlich weniger.

Hohe Belastung im Pflegebereich

«In der Summe bieten wir gute Arbeitsbedingungen», betont Mayer. Er fügt hinzu, dass einige Mitarbeiter, die in die Schweiz abgewandert waren, wieder zurückgekehrt sind. Sie berichteten von einer höheren Arbeitsbelastung und einer schlechteren Work-Life-Balance in der Schweiz.

Cornelia Hartmann vom Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner St.Gallen bestätigt das. Viele würden sich nach wenigen Jahren umschulen. Die Arbeit werde als sehr anstrengend empfunden und es bleibe kaum Zeit für Hobbys.

Könnten Sie sich vorstellen, im Pflegebereich zu arbeiten?

«Das sind Punkte, auf die man eingehen muss», sagt Hartmann. Sie betont auch die Notwendigkeit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen zur Behebung des Fachkräftemangels.

Hartmann sieht es als kontraproduktiv an, dass ein ausländischer Spitalverbund um Ostschweizer Personal wirbt. Sie glaubt jedoch nicht, dass die Schweiz sich Sorgen machen muss, da es hierzulande noch viele unbesetzte Stellen gibt.

Ausländische Fachkräfte in Schweizer Spitälern keine Seltenheit

In der Schweizer Gesundheitsbranche sind ausländische Arbeitskräfte keine Seltenheit. Laut dem Dachverband der Schweizer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen H+ stammt fast ein Drittel des Personals aus dem Ausland.

Insbesondere bei den Ärztinnen und Ärzten ist die Präsenz von ausländischen Fachkräften bemerkenswert: Fast die Hälfte (45 Prozent) kommt nicht aus der Schweiz. Auch im Pflegebereich stammt jede dritte Arbeitskraft aus dem Ausland.

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Kommentare

User #3954 (nicht angemeldet)

Soviel Lohn können die Oesterreicher gar nicht bezahlen. Ob das Klima und die Arbeitsbedingungen besser sind bezweifle ich ganz fest. Bleibt bitte hier.

User #5286 (nicht angemeldet)

Ich bin halbe Österreicherin und wir haben und unsere Verwandten immer als Groschli betitelt. Kein Mensch hat sich aufgeregt. Wir waren dafür die Käsfresserli. Hat uns auch nicht gestört. Warum ist man eigentlich immer gleich so betüpft. Und vor allem, was geht es dich an. Wenn sich jemand wehren muss, dann ist es der Österreicher selbst. Mischt euch nicht immer in fremde Belange ein.

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