Osterschmuck: Bunte Holzfiguren aus dem Erzgebirge
Mit Hasenfiguren, Blumenkindern oder Lichterspitzen liefern die Kunsthandwerker im Erzgebirge auch zu Ostern die passende Dekoration. Dabei erlebt der traditionelle Räuchermann ein österliches Comeback. Allerdings steigen auch in der Branche die Preise.
Das Wichtigste in Kürze
- Ringo Müller hat dem Osterhasen das Räuchern beigebracht.
Der Holzspielzeugmachermeister aus Seiffen zündet ein violettes Räucherkerzchen an, kurz darauf «naabelt» es aus der Zigarre des hölzernen Mümmelmanns.
Nicht nur zu Weihnachten zieren Schwibbögen, Pyramiden und Räuchermänner aus dem Erzgebirge vielerorts Häuser und Stuben. Auch rund um Frühling und Ostern stellen die Kunsthandwerker ihre Kreativität unter Beweis: Von verschiedensten Hasenfiguren über österliche Pyramiden, filigranen Blumenkindern bis zu Spieluhren und Lichterspitzen mit Ostermotiven. Bei manchen Materialien machen sich aber Lieferengpässe wegen des Ukraine-Kriegs bemerkbar. Und auch die Preise ziehen an.
Osterfiguren bringen Farbe zurück
35 Mitarbeiter beschäftigt Müller in der Produktion seiner Seiffener Manufaktur, die auf eine mehr als 120-jährige Geschichte blickt. Das Gros des Geschäfts macht die weihnachtliche Holzkunst aus, erzählt er. Aber die Osterfiguren seien emotional wichtig. «Nach dem tristen, grauen Winter kommt mit ihnen wieder Farbe ins Spiel.»
Österliche Motive seien schon früher von den Kunsthandwerkern und Spielzeugmachern im Erzgebirge aufgegriffen worden, betont der Unternehmer. Er zeigt auf das Bild eines hölzernen Spielzeugautos Anfang des 20. Jahrhunderts, als sein Urgrossvater den Betrieb leitete. Am Steuer des Wagens sitzen zwei Hasen, hinten ist eine Kanone aufgesetzt. Die ist allerdings nicht für Kriegszwecke gedacht, sondern wird mit farbigen Eiern bestückt.
Weihnachtliche Traditionen aufgegriffen
«Ostern und Frühling sind für uns das stärkste Saisongeschäft nach dem Weihnachtsgeschäft», erklärt Frederic Günther, Geschäftsführer des Verbands Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. Es sei aber bei weitem nicht so gross. Mit Ostern gebe es für die Menschen wieder einen Grund, ihre Wohnungen zu dekorieren und Dinge zu verschenken. «Wie zu Weihnachten gibt es Serien von Hasen oder Blumenkindern, die stetig erweitert werden», blickt Günther auf die Produktpalette seiner Branche.
In den vergangenen Jahren hätten Kunsthandwerker zudem verstärkt mit Weihnachten verknüpfte Traditionen wie den Schwibbogen, die Pyramide und den Räuchermann auf Ostern übertragen, erläutert der Fachmann.
Dabei seien nicht einfach weihnachtliche durch österliche Figuren ausgetauscht worden. Vielmehr wurden die Produkte speziell für Ostern mit eigener Motivik entwickelt und farblich angepasst, betont er. Die Hasenfiguren und Blumenkinder helfen den Herstellern zudem, ihre Kapazitäten übers Jahr verteilt besser auszulasten, insbesondere in der Zeit direkt nach Weihnachten.
Beliebte Geschenke nicht nur zu Ostern
So hat auch das Unternehmen Wendt & Kühn in den vergangenen Jahren das Ganzjahressortiment erweitert. Inzwischen werde ein Drittel des Umsatzes im ersten Halbjahr gemacht, sagt Marketingleiter Thomas Rost.
Neben den weltbekannten Engeln mit elf Punkten gibt es auch Hasenmusikanten und Küken-Figuren. Aber jenseits von Weihnachten sind vor allem die Blumenkinder beliebt, die fast genauso alt sind wie die Grünhainichener Engel. 18 Blumenkinder-Figuren hat Firmen-Mitgründerin Grete Wendt geschaffen; seit rund zehn Jahren gesellt sich nun in Anlehnung daran alljährlich ein neues hinzu.
Die in Handarbeit gefertigten Figuren aus Grünhainichen würden nicht nur rund um Ostern gern verschenkt, sondern auch zu anderen Anlässen wie Valentinstag oder Muttertag, berichtet Rost. 175 Mitarbeiter beschäftigt das Traditionsunternehmen. Neben Käufern in Deutschland, hätten die Figuren vor allem auch in Nordamerika, Japan oder Südkorea Liebhaber. Die müssen künftig allerdings mehr Geld für solche Stücke ausgeben. Angesichts gestiegener Lohnkosten werde es zum 1. Mai eine Preiserhöhung von im Schnitt etwa 7,5 Prozent geben, erklärte Rost.
Steigende Preise und Materialknappheit
Die Branche insgesamt sieht sich mit Kostensteigerungen konfrontiert, etwa bei Energie, Holz und Löhnen. Das müsse auf die Produkte umgelegt werden, konstatiert Verbandschef Günther: «Die Kunden müssen sich darauf einstellen, dass sie Preise steigen.»
Auch der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland und Belarus wirken sich auf das Kunsthandwerk im Erzgebirge aus. So sei Birkensperrholz, das etwa in Schwibbögen und Pyramiden verarbeitet wird, nicht mehr in der bisherigen Menge und Qualität verfügbar. Er gehe davon aus, dass die Betriebe vorerst noch genug davon auf Lager haben, sagte Günther. Längerfristig müssten sie sich wohl aber Alternativen suchen.
Das Problem kennt Kunsthandwerker Müller. Birkensperrholz verwendet sein Betrieb etwa in Deko-Elementen von Schwibbögen sowie für die Laufscheiben von Pyramiden. «Für dieses Jahr haben wir aber noch keine Engpässe.»
Räucher-Hasen mit blumigen Noten
Seine Räucherhasen sind ohnehin nicht betroffen. Etwa zehn Holzarten seien darin verbaut, die hauptsächlich aus der Region stammten. Den Hasen gibt es etwa mit Gartenschere und Blumentopf, einem Korb voller Möhren, aber auch mit Lederhose und Bierkrug.
Bei einigen quellen die Rauchschwaden nicht aus dem Mund, sondern aus einem Topf, den sie im Arm halten. Sind zu Weihnachten vor allem Weihrauch- und Tannenduft beliebt, dürften zu Ostern eher blumigere Noten gefragt sein, berichtet Müller. So gibt es Räucherkerzen längst auch in anderen Duftnoten wie Veilchen, Lemon, Lavendel oder Erdbeere.