Papst Franziskus bittet um Vergebung für Kirchensünden
Bei einer Bussvigil im Petersdom hat Papst Franziskus um Vergebung für die Verfehlungen der katholischen Kirche gebeten.
Papst Franziskus hat bei einer Bussvigil im Petersdom um Vergebung für die Sünden der katholischen Kirche gebeten. Während der Zeremonie betonte er, dass die Kirche für ihre Verfehlungen büssen müsse, um ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
Im Mittelpunkt der Vigil stand der Umgang mit sexuellem Missbrauch. Papst Franziskus forderte dazu auf, die grossen Sünden der Kirche klar zu benennen. Jeder müsse sich nach seiner eigenen Verantwortung fragen, was den Ernst der Lage unterstreicht.
Entschuldigungen von Kirchenvertretern
Hochrangige Kardinäle trugen verschiedene Vergebungsbitten vor, die von der Zerstörung des Planeten bis zur Diskriminierung von Frauen reichten. Kardinal Sean Patrick O'Malley bat um Verzeihung für den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen und sprach von einem tiefen Schamgefühl.
Er erklärte: «Ich bitte um Vergebung. Und schäme mich für all die Zeiten, in denen wir den Zustand des geweihten Dienstes missbraucht haben.»
Drei Betroffene berichteten von ihrem Leid und kritisierten den Mangel an Transparenz in der Kirche. Ein Mann schilderte, dass er als Elfjähriger sexuell missbraucht wurde und dass solche Taten jahrzehntelang ignoriert wurden.
Weltsynode als entscheidender Schritt
Am Mittwoch beginnt in Rom die entscheidende Runde der Weltsynode der katholischen Kirche. Dort sollen Kirchenvertreter über Mitbestimmung und mehr Transparenz debattieren. Es wird auch diskutiert, wie Strukturen überwunden werden können, die sexualisierte Gewalt begünstigen.
Zusätzlich zeigt eine Studie der Deutschen Bischofskonferenz, dass seit 1946 etwa 1670 Kleriker in Deutschland wegen sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurden. Diese Zahl stellt nur die «Spitze des Eisbergs» dar und verdeutlicht das Ausmass des Problems.
Aufarbeitung und Herausforderungen
Die katholische Kirche steht vor enormen Herausforderungen bei der Aufarbeitung sexueller Gewalt. Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs fordert eine umfassende Untersuchung und eine «Wahrheitskommission».
Diese soll sicherstellen, dass die Stimmen der Betroffenen gehört werden und dass es zu einer ehrlichen Aufarbeitung kommt.
Kardinal Marx hat sich bereits für das Wegsehen und Vertuschen entschuldigt. Er betont, dass die Kirche neue Wege finden müsse, um Vertrauen bei den Gläubigen aufzubauen.