Das Stück «Penthesilea» wird in Salzburg aufgeführt. Regisseur Johan Simons macht aus dem Stoff einen modernen Kampf der Geschlechter.
Zwei Menschen in schwarzen Kleidern, von unten beleuchtet. So präsentiert sich das Stück Penthesilea in Salzburg.
Zwei Menschen in schwarzen Kleidern, von unten beleuchtet. So präsentiert sich das Stück Penthesilea in Salzburg. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Johan Simons dampft Kleists Penthesilea auf ein Stück mit zwei Personen ein.
  • Sandra Hüller und Jens Harzer brillieren in ihren Rollen.
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Der holländische Regisseur Johan Simons verdichtet Heinrich von Kleists «Penthesilea» zum Zweipersonenstück. Ein schauspielerischer Kraftakt für die grossartigen Protagonisten Jens Harzer und Sandra Hüller.

Ein leerer schwarzer Bühnenkasten, sonst nichts. Zwei spärlich in schwarz gekleidete Menschen, ein Mann und eine Frau, laufen nervös darin herum. Wenn sie an den Bühnenrand treten, werden sie von unten mit grellem, weissem Licht angestrahlt, was ihnen einen dämonischen Eindruck verleiht. Dazu Geräusche, die an das Aufziehen eines Reissverschluss erinnern.

Das ist die karge Versuchsanordnung für Heinrich von Kleists Drama «Penthesilea», das am Sonntagabend seine umjubelte Premiere im Salzburger Landestheater hatte. Es war die erste Schauspiel-Neuinszenierung der diesjährigen Salzburger Festspiele.

Weniger ist mehr

Nach den Bilder-Orgie der beiden vorangegangenen Opernpremieren war bei den Festspielen strenge Diätkost angesagt. Verordnet von dem holländischen Regisseur Johan Simons, der ab der Saison 2018/2019 die Leitung des Bochumer Schauspielhauses übernimmt.

Kleists Drama über die Liebe des griechischen Kriegshelden Achilles zur Amazonenkönigin Penthesilea hatte der frühere Intendant der Münchner Kammerspiele zum minimalistischen Zweipersonenstück eingedampft. Der Abend stand und fiel mit den beiden einzigen Darstellern, dem grossartigen Jens Harzer als Achilles und der nicht minder präsenten Sandra Hüller als Penthesilea.

Intensives Körpertheater

Obwohl es am Ende von pausenlosen zwei Stunden vielleicht kein ganz grosses Theaterereignis wurde, blieb man dran an dieser Parabel über den Kampf der Geschlechter im Genderzeitalter. Es geht um Identität, um Besitzansprüche, ja, auch um die Liebe: Intensives Körpertheater und viel Kleist in Reinform.

Von dem finalen Gemetzel ist auf der Bühne nichts zu sehen, kein Blut, kein Fleisch, keine Hundemeute, keine Selbsttötung Penthesileas. Zweimal wird das blutrünstige Finale erzählt, einmal aus ihrem, einmal aus seinem Munde. Dabei umarmen sich die Protagonisten und entschuldigen sich gegenseitig: Verzeihst Du mir? Von ganzem Herzen!

Am Ende geht man auseinander, als wenn nichts gewesen wäre. Wie nach einem verunglückten One-Night-Stand. Ovationen für Hüller und Harzer und den Kaugummi kauenden Regisseur im Adidas-Dress.

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