Polizisten-Mord: Verdächtiger lagerte «zerlegte Schweine in Kübeln»
Nach dem Mord an zwei Polizisten bestreitet einer der Verhafteten, geschossen zu haben. Laut seinem Anwalt ist er zu Unrecht inhaftiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Mord an zwei Polizisten konnten die Beamten zwei Männer festnehmen.
- Einer von ihnen gibt zwar die Wilderei zu, bestreitet aber, geschossen zu haben.
- Ein befreundeter Jäger teilt Informationen über einen der Verdächtigen.
- Nachbarn schildern weitere Details zum Vorgehen der beiden.
Nach dem Mord an zwei Polizisten am frühen Montagmorgen im Saarland sind immer noch viele Fragen offen. Die Polizei hat zwar zwei Verdächtige, einen 38-Jährigen und einen 32-Jährigen, festgenommen.
Nachbar packt aus
Der jüngere der beiden Männer hat die Wilderei mittlerweile zugegeben. Ein Nachbar schilderte gegenüber «Bild», was sich bei ihm zu Hause abgespielt haben soll.
«Dort war immer was los! Die Polizei schätzte es wohl als gefährlich ein, kam immer mit vier, fünf Autos. Weil zerlegte Schweine in Kübeln vor der Tür standen oder die hinterm Haus wieder Schiessübungen gemacht haben.»
Befreundeter Jäger: «Richtig versessen auf Jagd»
Brisant: Laut «Bild» hätte einer der beiden gar keine Waffen besitzen dürfen. Demnach wurde dem 38-Jährigen wegen fehlerhafter Nutzung von Schusswaffen die Zuverlässigkeit abgesprochen. Zuvor soll er einen Jäger angeschossen haben.
Ein befreundeter Jäger sagt gegenüber «Focus», dass der Tatverdächtige jeweils «richtig versessen auf Jagd» gewesen sei. Ausserdem sei er «ein Spitzen-Schütze».
Hat nur einer der Verdächtigen geschossen?
Ob beide Verdächtigen am Mord beteiligt waren, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass mindestens zwei Waffen verwendet wurden. «Wir gehen auch davon aus, dass diese zwei Waffen von den beiden Beschuldigten genutzt wurden», so Oberstaatsanwalt Stefan Orthen. «Also, dass jeder geschossen hat.»
Der jüngere Verdächtige hat am Dienstag bestritten, auf die Beamten geschossen zu haben. Sein Strafverteidiger Christian Kessler sagt zur «Bild»-Zeitung: «Mein Mandant hat kooperiert und eine umfangreiche Aussage gemacht, die durch die bisherigen Ermittlungen nicht ansatzweise widerlegt wurde.» Sein Mandant sei deshalb zu Unrecht inhaftiert, «den Nachweis der Mittäterschaft gibt es nach meinen Erkenntnissen nicht».
Der 32-Jährige ist in der Wohnung des älteren Verdächtigen festgenommen worden, als er gerade Wild zerlegt hat. Zur Beziehung der beiden konnte Kessler nicht viel sagen: «Soweit mir bekannt ist, ist dies keine lange und enge Beziehung.» Der 32-Jährige sei zwar am Tatort gewesen, «er hat sich aber an der Tat nicht beteiligt».
Festnahmen nach öffentlicher Fahndung
Am frühen Montagmorgen haben eine 24-jährige Polizeianwärterin und ein 29-jähriger Oberkommissar den Wagen der Verdächtigen angehalten. Während der Routinekontrolle ist dann laut den Ermittlungen auf sie geschossen worden. Der ältere Beamte hat ebenfalls Schüsse abgegeben, die Waffen der jüngeren war noch im Holster. Sie sind beide noch am Tatort verstorben.
Noch am Montag konnte die Polizei die beiden Verdächtigen festnehmen. Der 38-Jährige hat sich bei der Polizei gemeldet, als diese sein Foto und seinen vollen Namen veröffentlicht hatte. Sein Ausweis und Führerschein sind zuvor am Tatort gefunden worden. In seiner Wohnung fanden die Polizisten dann den zweiten Verdächtigen, mehr als zehn Waffen, einen Schalldämpfer und Munition.