US-Reporter Gershkovich droht wegen angeblicher Spionage eine lange Freiheitsstrafe in Russland. Seit über einem Jahr ist der Korrespondent des «Wall Street Journal» in Haft. Nun kommt es zum Prozess.
Der US-Reporter Evan Gershkovich steht in einem Glaskäfig in einem Gerichtssaal in Jekaterinbur: Ihm wird Spionage vorgeworfen.
Der US-Reporter Evan Gershkovich steht in einem Glaskäfig in einem Gerichtssaal in Jekaterinbur: Ihm wird Spionage vorgeworfen. - AP/dpa

In Russland hat der Prozess gegen den seit mehr als einem Jahr inhaftierten US-Reporter Evan Gershkovich wegen angeblicher Spionage begonnen. Der Angeklagte sei zum Prozessbeginn in den Verhandlungssaal in Jekaterinburg am Ural gebracht worden, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti mit. Bilder zeigen den 32 Jahre alten Korrespondenten der Zeitung «Wall Street Journal» in einem Glaskäfig im Gericht. Der Prozess selbst findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die erste Sitzung fand am Mittwoch nach Angaben russischer Agenturen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Medien durften nur bei Prozessbeginn den Angeklagten in einem Glaskäfig des Verhandlungssaals fotografieren.

Die Anhörung dauerte mehrere Stunden, die zweite Sitzung wurde auf den 13. August verschoben. Auch die weiteren Prozesstage sollen hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Nach Angaben der russischen Generalstaatsanwaltschaft soll Gershkovich im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA geheime Informationen gesammelt haben. Es sei um die Produktion und Reparatur von Rüstungsgütern in der Fabrik Uralvagonzavod in Nischni Tagil gegangen. Gershkovich sei bei seinem illegalen Tun nach allen Regeln der Konspiration vorgegangen, hiess es. Gershkovich und die Zeitung haben die Vorwürfe dementiert.

Viele Medien fordern seine Freilassung

Auch die US-Regierung hatte mit deutlichen Worten auf die bisher nicht bewiesenen Vorwürfe reagiert. «Die Anklage entbehrt jeglicher Grundlage», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, in Washington. «Journalismus ist kein Verbrechen. Die Vorwürfe gegen ihn sind falsch, und die russische Regierung weiss, dass sie falsch sind. Er sollte sofort freigelassen werden.»

Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Recherchereise in Jekaterinburg festgenommen worden. Viele Medien haben seine Freilassung gefordert. US-Präsident Joe Biden versprach, sich für ihn einzusetzen. Die Verhandlung in Jekaterinburg zweieinhalb Flugstunden östlich von Moskau dürfte es zusätzlich erschweren, den Prozess zu beobachten.

Laut Kreml laufen Gespräche zu einem Gefangenenaustausch um Gershkovich. Die Inhaftierung von US-Bürgern in Russland zieht oft komplizierte Verhandlungen zwischen Moskau und Washington über eine Freilassung oder einen Austausch nach sich. Trotz der gespannten russisch-amerikanischen Beziehungen gab es in der Vergangenheit immer wieder Gefangenenaustausche.

Kreml weist Vorwürfe zurück

Der stellvertretende russische Aussenminister Sergej Rjabkow wies die Vorwürfe als «kontraproduktive Versuche, den Prozess zu politisieren», zurück. Wenn Washington tatsächlich am Schicksal Gershkovichs interessiert sei, sollte die US-Administration weniger lautstark kritisieren und stattdessen «ernsthaft auf die Signale achten, die sie in Washington über entsprechende Kanäle bekommen haben.»

Der Kreml wollte weder den Prozess noch angeblich laufende Verhandlungen zu einem Gefangenenaustausch um Gershkovich kommentieren. Solche Themen könnten nur in aller Stille gelöst werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. Die Inhaftierung von US-Bürgern in Russland zieht oft komplizierte Verhandlungen zwischen Moskau und Washington über eine Freilassung oder einen Austausch nach sich. Trotz der gespannten russisch-amerikanischen Beziehungen gab es in der Vergangenheit immer wieder Gefangenenaustausche.

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