Putin will durch Hungersnot wohl Flüchtlingsstrom auslösen
Das Wichtigste in Kürze
- Putin will laut einem Botschafter eine Hungerkrise im Nahen Osten und Afrika auslösen.
- Sein Ziel sei, Europa durch Flüchtlingsbewegungen zu destabilisieren.
- Hungernde Menschen werden wohl fliehen, wenn die Getreidelieferungen stoppen.
Der russische Präsident will nach Ansicht des ehemaligen deutschen Botschafters in Russland gezielt Hungerkrisen im Nahen Osten und Afrika auslösen. Ziel sei es, Europa durch massive Flüchtlingsbewegungen zu destabilisieren, sagte der Diplomat Rüdiger von Fritsch dem «Tagesspiegel». «Putins Kalkül besteht darin, dass nach dem Zusammenbruch der Getreidelieferungen die hungernden Menschen aus diesen Regionen fliehen werden. Dann werden sie versuchen, nach Europa zu kommen, wie damals die Millionen Syrer, die vor den Schrecken des Krieges flohen.»
Deshalb hindere Russland die Ukraine daran, Getreide zu exportieren und bombardiere Getreidesilos, sagte von Fritsch. «Mit neuen Flüchtlingsströmen will er Europa destabilisieren und politischen Druck aufbauen, damit westliche Staaten ihre harte Haltung gegen Russland aufgeben. Das ist seine neue hybride Kriegsführung», sagte von Fritsch. Unter hybride Kriegsführung versteht man auch den Einsatz nichtmitlitärischer Mittel wie beispielsweise Cyberangriffe oder Desinformationskapagnen.
Russland blockiert Export von Getreide aus der Ukraine
Die Ukraine ist einer der grössten Getreideproduzenten der Welt. Der Export über die ukrainischen Seehäfen ist wegen des russischen Angriffskrieges allerdings zum Erliegen gekommen. Nach Angaben der Bundesregierung blockiert Russland in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide. Die Lieferungen betreffen vor allem Nordafrika und Asien, ein Grossteil davon befindet sich im Hafen von Odessa.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte am Samstag der «New York Times» zufolge ebenfalls vor einer globalen Ernährungskrise. Russland müsse bald an der Blockade der Weizenlieferungen gehindert werden. Er brachte dafür eine «militärische Lösung» ins Spiel.
Selenskyj habe in einem Gespräch mit US-Abgeordneten den Wunsch nach modernen Anti-Schiffsraketen geäussert. Somit wolle er die russische Blockade der ukrainischen Häfen brechen. Dies hatte der US-Sender NBC News Anfang Mai berichtet.