Ukraine-Krieg: Putin hat laut Experte nur noch Monate an der Macht
Der Ukraine-Krieg wird Putin politisch das Genick brechen, davon zeigt sich ein Experte überzeugt. Wie es danach mit Russland weitergeht, sei offen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Sommer oder in «fünf bis acht» Monaten könnte Putin seine Macht verlieren.
- Die Prognose stellt ein berühmter Russland-Experte und Investigativ-Journalist.
- Anschliessend dürfte demnach ein Machtkampf zwischen Hardlinern und Gemässigten folgen.
Schon seit einiger Zeit wird darüber spekuliert, ob Wladimir Putin mit dem Ukraine-Krieg seinen politischen Genickbruch eingeleitet haben könnte. Geht es nach Christo Grosew ist die Antwort klar und die Frage lautete nicht ob, sondern wann ein Machtwechsel erfolgt.
Der Russland-Experte machte am Rande der internationalen Konferenz «Time to Decide Europe Summit» sogar eine Prognose: «Es könnte überraschend schon im Sommer so weit sein. Oder erst, wenn die Sanktionen das tägliche Leben der Russen treffen und der Rubel an Wert verliert. Das könnte fünf bis acht Monate dauern.»
Im Gespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur «APA» konkretisiert der bulgarische Investigativ-Journalist seine Worte. Er meint, dass er sich schwer daran tue, ein Szenario zu finden, nachdem Putin an der Macht bleiben würde.
Der Grund? «Es gibt in der Geschichte niemanden, der seiner Elite so hohe Kosten zugemutet hätte und an der Macht geblieben wäre.» Grosew betonte zugleich auch, dass der Sturz Putins nicht durch einen Volksaufstand zustande kommen werde. «Er wird von den Eliten kommen.»
Diese seien nämlich anders als die Bevölkerung nicht der Desinformationen ausgesetzt. «Sie kennen die tatsächlichen Zahlen und Aussichten», so der in Wien lebende Gründer der Enthüllungsplattform «Bellingcat». Die Gemütslage in Russland fasste der Journalist wie folgt zusammen: «Je weiter man in der Machtpyramide hinaufgeht, umso schlechter ist die Stimmung.»
Ukraine-Krieg: Machtkampf in Russland zwischen Tauben und Falken
Der Russland-Kenner Christo Grosew betonte, dass Putin die Verantwortung für den Ukraine-Krieg trage. «Ihm nahestehende Personen sagten, dass es sich um eine Obsession von ihm handle. Er nahm den Rat der Falken an, doch die Entscheidung traf er selbst.»
Im Kreml gebe es nun einen Machtkampf zwischen «Falken», die für ein härteres Vorgehen sind und gemässigten «Tauben». Der Ausgang sei ungewiss, ein Regimewechsel deshalb in zwei Richtungen möglich. «Ich bin mir nicht sicher, wer siegen wird.»
Es gebe Lobbys innerhalb des Lagers der Geheimdienstler und Militärs. Die «Silowiki» waren schon zu Beginn des Krieges für den Einsatz von Chemiewaffen und eine Mobilisierung. «Diese denken, dass Putin alles falsch gemacht hat», so Grosew.
Auf der anderen Seite stehen demnach die Oligarchen, die besonders unter den westlichen Sanktionen vom Ukraine-Krieg leiden. Sie seien bemüht, Zugang zu den Silowiki zu erhalten, um Putin zu einem Kriegsende zu bewegen.
Der Experte sieht deshalb einen Vorteil für die Tauben, da sie einen höheren Entwicklungsgrad aufweisen würden. Sie hätten zudem mehr Möglichkeiten der politischen Manipulation und auch die Unterstützung des Westens.
Wer ist Christo Grosew?
Der Investigativ-Journalist Christo Grosew beschäftigt sich seit Jahren mit dem Putin-Regime. Internationale Berühmtheit erlangte er, als er nach dem Giftanschlag auf Kreml-Kritiker Nawalny, die Attentäter durch intensive Datenrecherche aufspürte.