Rapper hinter Gittern - Spaniens Rechtssystem am Pranger

Keystone-SDA
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Spanien,

In Spanien gibt es Demonstrationen aufgrund der Verhaftung des Rappers Carlos Hasél. Er hat in seinen Texten gegen das Königshaus und Rechtssystem geschossen.

Pablo Hasél
Die Proteste gegen die Inhaftierung des Musikers Pablo Hasél, der in Spanien gegen Königshaus, Korruption und konservative Politiker rappte, reissen nicht ab. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Spanien wird gegen die Inhaftierung des Rappers Carlos Hasél protestiert.
  • Laut den Demonstranten wurde er zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit eingesperrt.
  • Carlos Hasél hat 2016 den Altkönig Juan Carlos einen «Dieb» und «Mafioso» genannt.
  • Immer wieder werden in Spanien Personen aufgrund eines «Knebelgesetzes» eingesperrt.

Brennende Müllcontainer, fliegende Pflastersteine, eingeschlagene Schaufenster: Die Proteste gegen die Inhaftierung eines Musikers reissen nicht ab. Er rappt in Spanien gegen das Königshaus, Korruption und konservative Politiker. Doch nicht nur die jungen und sehr wütenden Demonstranten laufen gegen Unterdrückung der Meinungsfreiheit Sturm. Kritik kommt auch von Künstlern, Politikern der linksgerichteten Regierungskoalition und Medien.

Knebelgesetz in Spanien

Seit Verabschiedung des «Gesetzes zum Schutz der Sicherheit der Bürger» 2015 - im Volksmund: «Knebelgesetz» - landen immer wieder Künstler, Youtuber und Journalisten auf der Anklagebank. Mal gibt es Haft-, mal hohe Geldstrafen, gelegentlich auch Freisprüche. Die Empörung hatte bisher allerdings nie solche Ausmasse wie jetzt.

Urteil sei «völlig überzogen»

Auch der deutsch-spanische Historiker Carlos Collado Seidel spart nicht mit Kritik. Er prangert an, «dass Künstler aufgrund ihrer Texte zu Haftstrafen verteilt werden». Das Urteil gegen Hasél sei «völlig überzogen», meint der Professor an der Universität Marburg im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Bei aller Berechtigung, Aufstachelung zu Hass und Gewalt strafrechtlich zu ahnden, sind die häufig verhängten hohen Strafmasse schwer nachvollziehbar.»

In zwei offenen Briefen nahmen mehr als 300 Musiker, Schriftsteller, Schauspieler und Künstler Hasél in Schutz. Darunter auch die Hollywood-Stars Pedro Almodóvar und Javier Bardem. Spanien stelle sich «auf eine Stufe mit Ländern wie der Türkei oder Marokko. Wo ebenfalls Künstler im Gefängnis sitzen, weil sie staatlichen Missbrauch anprangern».

«Rappen ist kein Verbrechen»

Mit einer Online-Petition sammelte Amnesty International mehr als 100 000 Unterschriften für eine Gesetzesänderung und Haséls Freilassung. Die Petition trägt den Namen «Rappen ist kein Verbrechen». Niemand dürfe ins Gefängnis wandern, «weil er etwas Unangenehmes oder Skandalöses» twittere oder singe.

Altkönig Juan Carlos

Was hatte Hasél gemacht? Er hatte 2016 den korruptionsverdächtigen Altkönig Juan Carlos, einen «Dieb» und «Mafioso» genannt. Juan Carlos hat sich mittlerweile nach Abu Dhabi abgesetzt. In dem Song und auch auf Twitter liess er Gewaltfantasien freien Lauf.

Dann weigerte sich der Katalane, die Strafe anzutreten, und verbarrikadierte sich tagelang in der Universität seiner Heimatstadt Lleida. Als er am Dienstag von Polizisten schliesslich abgeführt wurde, rief er mit erhobener Faust: «Wir werden niemals den Mund halten!»

Dutzende Personen auf der Anklagebank

Vor dem 32-Jährigen, der eigentlich Pablo Rivadulla Duró heisst, sassen schon Dutzende andere auf der Anklagebank: Ein Schauspieler, der der Gotteslästerung beschuldigt wurde. Zwei Demonstranten, die auf der Strasse Bilder der Royals verbrannten.

Zwei Handpuppenspieler, die Terrorismus verherrlicht haben sollen. Und auch Menschen, die im Netz Witze über Anschläge gegen Minister der Diktatur rissen. Auch solche die sich über Institutionen oder Religionen lustig machten.

Der Fall von Valtonyc

Für Aufsehen sorgte bereits der Fall eines anderen Rappers. Valtonyc wurde 2017 wegen Verherrlichung von Terrorismus zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Musiker setzte sich aber rechtzeitig nach Belgien ab. Die dortige Justiz und auch der Europäische Gerichtshof lehnten seine Auslieferung ab.

In seinen Songs hatte der heute 27-Jährige zur bewaffneten Besetzung des Marivent-Palastes in Palma de Mallorca aufgerufen. Dies ist die Sommerresidenz der Königsfamilie. Seine Erklärung: die Sprache des Raps sei nun mal «extrem, provozierend, allegorisch und symbolisch».

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