Razzien wegen Geldwäscherei-Verdachts in drei Ländern
Gross angelegte Razzia gegen Clankriminalität deckt mutmasslichen Millionenbetrug auf.
Bei Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und der Geldwäsche im Clanmilieu haben Polizei und Staatsanwaltschaft Stade am Freitag in Deutschland, Polen und Spanien zahlreiche Durchsuchungen vorgenommen. Die Beschuldigten sollen in Deutschland eine Genossenschaft Drochtersen bei Stade (Niedersachsen) sowie ihre spanische Tochterfirma um sechs Millionen Euro geschädigt haben. Betroffen seien rund 4000 Genossenschaftsmitglieder, teilten die Staatsanwaltschaft Stade und die Polizeidirektion Lüneburg mit.
Einsatzkräfte aus drei Ländern beteiligt
Insgesamt seien 29 Objekte durchsucht und ein Haftbefehl vollstreckt worden, hiess es. Durchsuchungen gab es demnach in den deutschen Bundesländern Niedersachsen, Hamburg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz, im polnischen Lodz sowie in Spanien in Barcelona und auf Mallorca. Insgesamt richten sich die Ermittlungen den Angaben zufolge gegen zwölf Beschuldigte.
Insgesamt waren 230 Einsatzkräfte in Deutschland, Polen und Spanien an dem Einsatz beteiligt. Bei den Durchsuchungen seien zahlreiche Beweismittel und Vermögenswerte beschlagnahmt worden. Die Ermittlungsgruppe hatte 2020 ihre Arbeit aufgenommen unter der Leitung der Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen in Stade.
Verdacht: Luxusgüter mit veruntreutem Geld finanziert
Dem Hauptbeschuldigten werde Untreue im besonders schweren Fall vorgeworfen, hiess es. Den weiteren Beschuldigten werde unter anderem die Geldwäsche dieses veruntreuten Geldes zur Last gelegt. Die Tätergruppierung sei professionell organisiert und international vernetzt vorgegangen und habe gewerbliche Strukturen zur Veruntreuung von Mitgliedsgeldern der geschädigten Genossenschaft genutzt, hiess es.
So seien Genossenschaftsgelder an eigens gegründete Firmen und an Privatpersonen von einer spanischen Firma nach Deutschland überwiesen worden. Unter anderem seien mit dem Geld von einem der Beschuldigten Immobilien, Luxusfahrzeuge und andere Luxusgüter finanziert worden. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens würdigte die Polizeiaktion als Ermittlungserfolg gegen die Clankriminalität. Der Begriff ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.