Regierungschef von Malta versammelt Partei-Mitglieder

Wegen dem Mord an der Journalistin Daphne Galizia in Malta wurde ein Drahtzieher angeklagt. Regierungschef Muscat wird heute wohl seinen Rücktritt verkünden.

malta Joseph Muscat
Maltas ehemaliger Regierungschef Joseph Muscat während einer Pressekonferenz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Jahre nach dem Mord an einer Investigativ-Journalistin kommt Bewegung in den Fall.
  • Ein mutmasslicher Drahtzieher wurde am Samstag in Malta offiziell angeklagt.
  • Regierungschef Joseph Muscat könnte heute Sonntag seinen Rücktritt verkünden.

Nach der Anklage eines möglichen Drahtzieher des Journalistenmordes auf Malta wächst der Druck auf Premierminister Joseph Muscat. Die Frage ist, ob der Regierungschef als Konsequenz aus dem Skandal zurücktritt. Die Fraktionsmitglieder der regierenden Labour-Partei wurden am Sonntag zusammengerufen, wie ein Abgeordneter der Deutschen Presse-Agentur sagte. Unklar sei, ob Muscat sofort abtrete oder noch eine Übergangszeit im Amt bleibe.

Dem Unternehmer Yorgen Fenech wurde am Samstagabend vor Gericht in Valletta unter anderem Mittäterschaft an dem Mord und Förderung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Nun steht die Regierung von Muscat extrem unter Druck, weil der Angeklagte Kontakt zu einem der engsten Vertrauten des Regierungschefs gehabt haben soll.

Journalistinnenmord in Malta
Yorgen Fenech, Geschäftsmann aus Malta, der letzte Woche von der Polizei festgenommen wurde, als er versuchte von der Insel zu fliehen. - dpa

Am späten Samstagabend hiess es aus Regierungskreisen, der Regierungschef werde seine Ämter am 18. Januar niederlegen. Dies, sobald seine Partei einen neuen Vorsitzenden gewählt habe.

Nach dem System des kleinsten EU-Staates ist der der Chef der Regierungspartei zugleich automatisch Regierungschef. Noch am Dienstag hatte Muscat es ausgeschlossen, seine Ämter niederzulegen. Für heute Sonntag wird eine Erklärung erwartet.

Rücktrittsforderungen an Regierungschef

Die Familie der Getöteten forderte den sofortigen Rücktritt Muscats. Nur so könne es eine «freie und umfassende» Aufklärung des Falls geben, sagte Caruana Galizias Schwester, Corinne Vella.

galizia malta
Am Fuss eines Denkmals vor dem Justizpalast erinnert ein Foto an die ermordete maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia. - dpa

Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Die damals 53-Jährige hatte unter anderem über Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern auf Malta recherchiert. Drei Männer wurden bisher festgenommen und angeklagt. Sie sollen den Sprengsatz gebaut und gezündet haben. Wer hinter ihnen steckte, ist bislang unklar.

Fenech hatte angeboten, Informationen zu dem Mordfall zu liefern und im Gegenzug Straffreiheit gefordert. Dies war ihm verwehrt worden. Er will wissen, dass auch Muscats Stabschef Keith Schembri in den Mord verwickelt ist. Fenech weist die Schuld von sich. Er war vor zehn Tagen festgenommen worden, als er mit einer Luxusjacht angeblich fliehen wollte.

Weitere Proteste erwartet

Wütende Demonstranten waren in der vergangenen Woche wiederholt gegen die Regierung auf die Strasse gegangen und hatten den Rücktritt des Premiers gefordert. Sie werfen der Führung ihres Landes Korruption vor. Auch am Sonntag wollen sie wieder demonstrieren.

Demonstration Malta
Demonstranten halten während eines Protestes Bilder der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia und Fahnen. - dpa

Vor dem Hintergrund der Mordermittlungen war auch Stabschef Schembri von seinem Posten zurückgetreten und vorübergehend festgenommen worden. Er und der frühere Energie- und Tourismusminister Konrad Mizzi waren von Caruana Galizia bezichtigt worden, Schmiergelder von Fenech angenommen zu haben. Alle beteuern ihre Unschuld.

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