Der Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus drängt zunehmend das öffentliche Leben in Deutschland zurück.
Coronavirus breitet sich in Deutschland aus
Coronavirus breitet sich in Deutschland aus - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesländer verbieten Veranstaltungen ab tausend Teilnehmern.
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Mehrere Bundesländer untersagten am Dienstag Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern, für viele kleinere Veranstaltungen gelten strenge Auflagen. Allerdings gibt es gerade bei der Dauer der Verbote deutliche Unterschiede zwischen den Ländern.

Erstmals findet in der Fussballbundesliga sogenannte Geisterspiele statt, auch andere Sportarten und zahlreiche Kulturveranstaltungen sind betroffen. Der Präsident des Robert-Koch-Institut (RKI), Lothar Wieler, sieht die Epidemie erst am Anfang.

Mit Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg griffen die bevölkerungsreichsten Bundesländer die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern zu untersagen. Auch Thüringen, Bremen, Schleswig-Holstein, Hessen und Rheinland-Pfalz nahmen den Vorschlag auf.

Erhebliche Unterschiede gibt es aber in der Dauer der Entscheidungen. Am Weitesten ging Nordrhein-Westfalen, das auf eine zeitliche Befristung des Verbots vollständig verzichtete. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, derzeit könne niemand sagen, wie lange die Epidemie anhalte. Deshalb sei eine unbefristete Entscheidung die richtige.

Laumann sagte, es gehe auch um «eine Solidaritätsfrage». Wenn junge Menschen zum Fussball in ein Bundesligastadion gehen und nach ihrer Rückkehr «zu Hause die Oma anstecken», werde das für die Oma deutlich schlimmere Folgen haben als für die Jungen. Deshalb gehe es hier um gegenseitige Rücksichtnahme.

In Nordrhein-Westfalen gibt es die meisten Fussballbundesligisten, diese dürfen nun vorerst nicht mehr vor Publikum spielen. Als erstes Spiel der Bundesligageschichte wird am Mittwochabend das Rheinderby Borussia Mönchengladbach gegen den 1.FC Köln als sogenanntes Geisterspiel stattfinden.

Das Verbot sei aber «keine Fussballanordnung», sagte Laumann - es gehe um alle Veranstaltungen dieser Grössenordnung. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte, wer sich nicht an die Vorgaben handle, begehe eine strafbare Ordnungswidrigkeit. In Köln wurde am Dienstag das internationale Literaturfestival lit.cologne abgesagt.

Bayern befristete sein Verbot zunächst auf das Ende der bayerischen Osterferien, den 19. April. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, je nach Entwicklung könne dies aber jederzeit verlängert werden. Söder warnte Veranstalter dabei davor, bei den Teilnehmerzahlen zu schummeln. «Wir legen Wert darauf, dass es keine Tricksereien gibt», sagte er.

Bei Veranstaltungen von 500 bis tausend Teilnehmern sollten in Bayern die Kreisverwaltungsbehörden eine Risikobewertung vornehmen. Betroffen von einem Verbot seien auch die in Bayern in der Fastenzeit beliebten Starkbierfeste. Die staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser in Bayern bleiben bis 19. April ebenfalls geschlossen.

In Schleswig-Holstein gilt das Veranstaltungsverbot zunächst bis zum 10. April, wie Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte. Damit solle ein Beitrag geleistet werden, Infektionsketten möglichst zu unterbrechen. Die Landesregierung unternehme damit Verantwortung auch für die Einschränkungen, die auf die Bürger zukommen. In Bremen gelten die Verbote zunächst bis einschliesslich 26. März.

Die Zahl von tausend Teilnehmern wurde politisch, nicht medizinisch festgelegt. Auch bei kleineren Veranstaltungen gibt es ein Ansteckungsrisiko.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) rief die Gemeinden und Krankenhäuser in Deutschland auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren. «Es ist eine ernste Situation», sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. «Ich fordere alle Bürgermeister und Landräte auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren», sagte Wieler. Er fordere auch alle Ärzte dazu auf - die Krankenhäuser müssten sich darauf vorbereiten, ihre Strukturen anzupassen.

«Wir stehen am Anfang dieser Epidemie», sagte Wieler. «Wir werden sie nur bewältigen, wenn alle Verantwortungsträger mit dieser bevorstehenden Krise entsprechend umgehen.» Das RKI erklärte mittlerweile ganz Italien zu einem Risikogebiet. Für Deutschland stuft es in der Risikobewertung die Gefahr als «mässig» ein. Es gebe aber auch in Deutschland besonders gefährdete Gebiete, vor allem den nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg.

Nach den seit Montagnachmittag nicht weiter aktualisierten Zahlen des RKI gibt es in Deutschland 1139 bestätigte Erkrankungen, zwei Menschen in Nordrhein-Westfalen starben. Noch nicht berücksichtigt in den RKI-Zahlen sind die mittlerweile in Sachsen-Anhalt bestätigten fünf Erkrankungen, womit auch das letzte Bundesland Coronavirusfälle meldete.

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