Russischer Journalist Golunow will Opfern von Polizeiwillkür helfen
Der russische Investigativ-Journalist Iwan Golunow hat nach seiner Freilassung angekündigt, anderen zu helfen, die in ähnliche Situationen geraten wie er. In einem Interview mit der Fernsehmoderatorin Xenia Sobtschak sagte Golunow am Freitag, er werde «alles in meiner Macht stehende» tun, um anderen fälschlicherweise Beschuldigten zu helfen.

Das Wichtigste in Kürze
- Reporter arbeitet an Artikel über Korruption beim Geheimdienst FSB.
«Ich muss noch herausfinden, wie ich mich nützlich machen kann», sagte Golunow in dem zweistündigen Gespräch auf YouTube. Darin unterstrich Golunow ausserdem seine Hoffnung, dass die russischen Behörden Kritikern künftig mehr Gehör schenkten.
Golunow war vor einer Woche wegen angeblichen Drogenhandels in Moskau festgenommen worden. Nach massiven Protesten liess die Polizei am Dienstag alle Vorwürfe gegen den 36-Jährigen fallen. Russlands Präsident Wladimir Putin entliess wegen der erdichteten Anschuldigungen gegen Golunow zwei ranghohe Vertreter der Moskauer Polizei.
Golunows Freilassung gilt als Erfolg für die Zivilgesellschaft in Russland. Zahlreiche Unterstützer, darunter vor allem Journalisten, hatten sich öffentlich für ihn eingesetzt. Am Mittwoch griff die Polizei aber mit aller Härte durch, als rund 3000 Menschen in Moskau für eine umfassende Polizei- und Justizreform demonstrierten. Der Menschenrechtsorganisation OVD Info zufolge wurden fast 550 Menschen festgenommen, darunter auch etliche Journalisten.
Menschenrechtsaktivisten werfen der russischen Polizei vor, Regimekritiker und Oppositionelle mit vorgeblichen Drogendelikten systematisch zum Schweigen zu bringen. Rund ein Drittel der Inhaftierten in Russland sitzt wegen Drogendelikten im Gefängnis.
Golunow erklärte am Freitag, er glaube nicht, dass das Thema mit der Demonstration vom Mittwoch abgehakt sei. Er hoffe, der «Dialog» mit den russischen Behörden werde weitergehen. In dem YouTube-Interview sagte Golunow auch, dass Polizisten ihm im Gewahrsam von verbreiteter Korruption in der Strafjustiz berichtet hätten.
Golunow ist für das Portal «Medusa» tätig. Derzeit arbeitet er mit dutzenden anderen Journalisten von insgesamt fünf Medien an Enthüllungen über bestechliche Beamte beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB.