Kameramann von SRF bei Protesten in Moskau festgehalten
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einer nicht genehmigten Demo in Moskau wurden mehr als 400 Personen verhaftet.
- Darunter befinden sich auch viele Journalisten und Kremlkritiker Alexej Nawalny.
- Der Oppositionsführer kam jedoch noch am selben Abend wieder frei.
- Auch ein SRF-Kameramann wurde von den russischen Polizisten kurze Zeit festgehalten.
Bei einer nicht genehmigten Demonstration in Moskau sind am Mittwoch hunderte Menschen festgenommen worden. Darunter war auch Kremlkritiker Alexej Nawalny.
Der Oppositionsführer kam jedoch noch am selben Abend nach mehreren Stunden im Polizeigewahrsam wieder frei. «Ich hoffe, der Rest der Festgenommenen wird jetzt ebenfalls freigelassen», schrieb Alexej Nawalny auf seinem Twitter-Account.
SRF-Journalist eine halbe Stunde festgehalten
Auch Journalisten waren unter den mehr als 400 festgenommenen Personen. Darunter ein Kameramann des Schweizer Fernsehens SRF. Die Sendung «Tagessschau» berichtete, dass ihr Mitarbeiter eine halbe Stunde lang in einem vergitterten Fahrzeug festgehalten wurde.
Die SRF-Korrespondentin in Russland, Luzia Tschirky, veröffentlichte von der Festnahme auf ihrem Instagram-Account ein Video. Dabei schreibt sie: «Weswegen Jewgeni Kurbatow schneller als andere Journalisten freikam, lässt sich nur schwer sagen.»
Sie gehe nicht davon aus, dass ihre verzweifelten Rufe und Telefonate in das Aussenministerium den entscheidenden Ausschlag gegeben hätten. «Die Polizei dürfte irgendwann einfach keine Nerven mehr für eine ununterbrochen rufende Ausländerin mit Akzent wie mich gehabt haben.»
Das Video wurde vom Verhafteten selbst aufgenommen. Man sieht dabei aus der Perspektive von Jewgeni Kurbatow, wie er in den Kastenwagen geführt wird und dieser anschliessend losfährt.
Protestmarsch für regierungskritischen Journalisten
Der Protestmarsch war ursprünglich als Solidaritätsveranstaltung für den regierungskritischen Journalisten Iwan Golunow geplant. Der Reporter war vergangene Woche wegen eines mutmasslichen Drogendelikts festgenommen worden.
Das Verfahren stellte sich jedoch als inszeniert heraus und wurde am Dienstag eingestellt. Der russische Innenminister Wladimir Kolokolzew hatte ihn mangels Beweisen wieder auf freien Fuss setzen lassen.
Beobachter werteten Golunows Freilassung als Versuch, eine seit seiner Festnahme laufende Protestwelle zu beenden. Golunow hatte für sein Internetportal «Medusa» etwa enthüllt, wie Polizei und Geheimdienstler sich im Beerdigungsgeschäft bereicherten.