Das russische Parlament hat Werbung für ein kinderfreies Leben verboten, um die niedrige Geburtenrate zu bekämpfen.
Eine Mutter mit Kind: Ein Fünftel der Frauen zwischen 45 und 49 in Deutschland bleibt kinderlos.
Das russische Parlament bringt ein Verbot von Werbung für Kinderlosigkeit auf den Weg. (Symbolbild) - Patrick Pleul/dpa

Das russische Parlament hat ein Verbot von Werbung für ein freiwilliges Leben ohne Kinder auf den Weg gebracht. Dies, weil zu wenige Kinder in dem Land geboren werden. Wer sich in Russland offen für Kinderlosigkeit einsetzt, dem drohen künftig hohe Geldstrafen zwischen 400'000 Rubel (rund 3800 Euro) für einfache Bürger und fünf Millionen Rubel (47'619 Euro) für juristische Personen.

So heisst es in einem in erster von drei Lesungen angenommenen Gesetz der Staatsduma in Moskau. Die Abgeordneten stimmten mit grosser Mehrheit für das Verbot der «Childfree»-Bewegung. Die Ideologie der Kinderlosigkeit führe zu einem Verfall der traditionellen Wertvorstellungen in der Gesellschaft und letztlich zu einem Aussterben der Bevölkerung, hiess es.

Kampf gegen sinkende Geburtenrate

Russlands Machtapparat kämpft seit Jahren ohne durchschlagenden Erfolg gegen sinkende Geburtenraten. Putin gab zuletzt offiziell als Ziel aus, dass russische Familien drei oder mehr Kinder haben sollten und dies Standard sein sollte. Er selbst hat nach offiziellen Angaben zwei Töchter.

Für das Sinken der Geburtenrate gibt es mehrere Gründe. So kamen in den von Armut und Chaos geprägten 1990ern vergleichsweise wenig Kinder zur Welt, die heute selbst Nachkommen zeugen können. Nach Angaben der Statistikbehörde Rosstat brachte eine Frau 2023 im Durchschnitt 1,41 Kinder zur Welt.

Finanzielle Anreize für das Kinderkriegen

Putins Machtapparat versucht seit Jahren, auch finanzielle Anreize zu schaffen für das Kinderkriegen. Nicht zuletzt gibt es auch in der russisch-orthodoxen Kirche offene Aufrufe, für Russlands Kriege mehr Soldaten zur Welt zu bringen. Diskutiert wurde ausserdem, ob wieder eine Steuer für Kinderlose wie zu Zeiten der Sowjetunion eingeführt werden solle.

Auf diese Weise demonstrierte der kommunistische Staat seine Unzufriedenheit mit jenen Bürgern, die ihm nicht dabei halfen, die Armee aufzufüllen. Dies schrieb die Zeitung «Kommersant». In Putins Krieg gegen die Ukraine fielen bisher Zehntausende Russen.

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