EU

Scholz und Co wollen rasche Entscheidung über EU-Kommissionsspitze

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Belgien,

Eine Woche nach der Europawahl ist eine Einigung auf die zweite Amtszeit von Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin möglich.

Ursula von der Leyen ist Präsidentin der Europäischen Kommission - auch in Zukunft? Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
Ursula von der Leyen ist Präsidentin der Europäischen Kommission – auch in Zukunft? (Archivbild) - sda - Keystone/dpa/Philipp von Ditfurth

Gut eine Woche nach der Europawahl zeichnet sich eine Einigung auf eine zweite Amtszeit von Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin ab. Am Rande eines informellen EU-Gipfels am Montag in Brüssel sprachen sich etliche Regierungschefs für die Deutsche aus.

Sie wollten eine Verständigung über die zukünftige Besetzung von Spitzenposten erzielen. Bei einem EU-Gipfel kommende Woche stehen dann die endgültigen Entscheidungen an.

Europäischer Rat will aufs Gas drücken

Bundeskanzler Olaf Scholz stellte sich vor dem Gipfel zwar nicht öffentlich hinter von der Leyen, sagte aber: «Die Europawahl habe eine ‹stabile Mehrheit› für das Mitte-Rechts-Bündnis EVP, die Sozialdemokraten und die Liberalen gebracht.» Deshalb sei er sich ganz sicher, dass man in kürzester Zeit zwischen den politischen Familien und Ländern Verständigung erzielen könne. «Das wäre auch wichtig, (...) weil wir leben in Zeiten, die schwierig sind. Und da ist es wichtig zu wissen, wie es weitergeht mit Europa», ergänzte der SPD-Politiker.

Auch andere Staats- und Regierungschefs betonten, dass es jetzt schnell gehen müsse. Er glaube nicht, dass die europäischen Bürger «dankbar sein werden, wenn die Politiker hier in Brüssel wochenlang darüber reden, wer welche Rolle übernehmen wird», sagte der irische Regierungschef Simon Harris.

Wahlsieger EVP kann Ansprüche stellen

Der luxemburgische Regierungschef Luc Frieden wies auf das klare Wahlergebnis hin und sagte, die EVP habe Anspruch auf das Amt der Kommissionspräsidentin. Bei der Europawahl vom 6. bis 9. Juni hatte das Mitte-Rechts-Bündnis EVP mit der CDU-Politikerin von der Leyen als Spitzenkandidatin das mit Abstand beste Ergebnis erzielt.

Auf Platz zwei landete die europäische Parteienfamilie der Sozialdemokraten (S&D) und auf Platz drei die Liberalen (Renew). Mit Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen lobte auch eine Sozialdemokratin von der Leyen: «Ich möchte sagen, dass Ursula von der Leyen in den letzten Jahren wirklich gute Arbeit geleistet hat, als Chefin der EU-Kommission und damit in vielerlei Hinsicht auch als Chefin der EU», sagte sie.

Von der Leyen braucht Mehrheit

Notwendig für die Entscheidung im Gremium ist eine sogenannte verstärkte qualifizierte Mehrheit. Das heisst: Es müssen neben den 13 Staats- und Regierungschefs, die wie von der Leyen zur EVP-Parteienfamilie gehören, noch mindestens sieben weitere Chefs von Mitgliedstaaten für sie stimmen.

Zusätzlich muss ihr Vorschlag von Mitgliedstaaten unterstützt werden, welche zusammen mindestens 65 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner ausmachen. Neben dem Präsidentschaftsposten der EU-Kommission müssen auch die Posten des Präsidenten des Europäischen Rates und des EU-Aussenbeauftragten neu besetzt werden.

Verhandelt wird ein ganzes Paket

Als möglicher Kandidat für den Ratschef-Posten gilt derzeit der frühere portugiesische Regierungschef António Costa. In dieser Position wäre er dann dafür zuständig, die EU-Gipfel vorzubereiten und die Arbeitssitzungen zu leiten. Als neue EU-Aussenbeauftragte ist die liberale estnische Regierungschefin Kaja Kallas im Gespräch.

Costa gehört wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zur Parteienfamilie der Sozialisten und Sozialdemokraten an, während Kallas wie der französische Präsident Emmanuel Macron bei den Liberalen ist.

Nach einer Einigung im Kreis der Staats- und Regierungschefs muss von der Leyen noch von einer Mehrheit im Europäischen Parlament gewählt werden. Dafür wird sie in den kommenden Wochen bei Abgeordneten um Unterstützung werben müssen.

Weitere Hürde steht noch bevor

Die Abstimmung wird frühestens in dritter Juli-Woche angesetzt und gilt als höchste Hürde auf dem Weg zu ihrer zweiten Amtszeit. Grund hierfür ist, dass in geheimer Abstimmung gewählt wird und von der Leyen vergleichsweise viele Kritiker hat. Bei ihrer Wahl 2019 bekam sie nur neun Stimmen mehr als notwendig war.

Von der Leyen hatte direkt nach dem Wahlergebnis angekündigt, eine Fortsetzung der bisherigen informellen Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten und Liberalen anstreben zu wollen. Dieses Dreier-Bündnis hätte im Parlament eine komfortable Mehrheit von etwa 400 der 720 Stimmen.

Um die Mehrheit für ihre Wiederwahl abzusichern, hat sie auch Gespräche mit den Grünen und bestimmten rechten Parteien nicht ausgeschlossen. Letztere müssen ihren Angaben zufolge aber klar pro-europäisch, rechtsstaatlich und Pro-Ukraine sein. Als ein mögliches Beispiel dafür gilt die Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Offensichtlich unter anderem in Anspielung auf die Grünen sagte Scholz, dass neben den drei grossen Parteienfamilien auch noch andere «politisch ein wenig dazu passen» würden. Im Kern seien EVP, Sozialdemokraten und Liberale aber die «Grundlage für die Unterstützung der Kommissionspräsidentschaft».

Kommentare

User #3650 (nicht angemeldet)

Vielleicht wird sie ja diesmal rechtens gewählt. Was die Sache auch nicht besser macht.

User #6172 (nicht angemeldet)

Was für ein Gemauschel. Die Bevölkerung hat nichts dazu zu sagen, so geht "Demokratie"

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