Wien: Fünf Todesopfer nach Schüssen in Innenstadt – Täter auf Flucht

Am Montagabend ist es in der Wiener Innenstadt zu einem Angriff vor einer Synagoge in der Seitenstettengasse gekommen.

Schüsse in Wiener Innenstadt
Polizeibeamte patrouillieren am frühen Morgen auf einer abgesperrten Strasse nach einem Schusswechsel im Stadtzentrum. Die Terrorattacke von Wien geht nach den Worten von Österreichs Innenminister Nehammer auf das Konto mindestens eines islamistischen Terroristen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Wiener Innenstadt sind offenbar mehrere Schüsse gefallen.
  • Es sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter der Attentäter.
  • Die Polizei fahndet derzeit nach möglichen weiteren Tätern.
  • Wiener sollen am Dienstag zu Hause bleiben, die Schulpflicht wurde aufgehoben.

In der Wiener Innenstadt ist es am Montagabend gegen 20 Uhr in der Seitenstettengasse zu einem Angriff gekommen. Dort befindet sich auch eine Synagoge. Inwiefern diese das Ziel des Anschlags war, wird untersucht. Die Polizei ist mit einem Grossaufgebot im Einsatz, wie sie gegenüber der «Kronenzeitung» bestätigt.

Eine Meldung, wonach sich ein Attentäter mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt habe, stellte sich später als falsch heraus. Es hat sich nur um eine Attrappe gehandelt. Nach wie vor befindet sich aber mindestens ein Täter auf der Flucht. Die Polizei bittet deshalb die Bevölkerung, die Gegend grossräumig zu meiden.

Schüsse in Wiener Innenstadt
Schwerbewaffnete Polizisten sind in der Wiener Innenstadt im Einsatz. Bei einem mutmasslichen Terroranschlag in der Wiener Innenstadt sind mehrere Menschen getötet und verletzt worden. - dpa

Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, kündigte an, dass die Kontrollen an den österreichischen Grenzen verstärkt würden. Innerhalb Wiens sollten nach seinen Angaben Strassensperren errichtet werden.

Fünf Tote

Auf Twitter bestätigte die Polizei zunächst zwei Todesopfer und mehrere Schwerverletzte. Eines der Todesopfer sei einer der Täter, den die Polizei erschossen habe. Es gebe «mehrere Täter mit Langwaffen (Gewehr)», schrieb die Polizei auf Twitter. Zudem gebe es derzeit insgesamt sechs Tatorte.

Im Verlaufe der Nacht verstarb eine Frau im Krankenhaus, wie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig dem Fernsehsender ORF sagte. An einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen wurden neben dem Attentäter insgesamt drei zivile Opfer bestätigt.

Bis zum späten Montagabend sind 15 Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert worden. Das sagte der Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds, Christoph Mierau, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Wie eine Sprecherin des Klinikverbands sagt, befinden sich sieben Verletzte in Lebensgefahr.

Keine Schulpflicht am Dienstag

An einer Pressekonferenz in der Nacht appellierte Innenminister Karl Nehammer an die Bevölkerung. «Bleiben Sie zu Hause und meiden Sie die Innenstadt!» Ausserdem kündigte er an, dass am Dienstag keine Schulpflicht bestehe. Wenn möglich, können Eltern ihre Kinder also zu Hause behalten und nicht zur Schule schicken.

Attentäter war IS-Sympathisant

Am Dienstagmorgen informierten die Behörden erneut zum aktuellen Stand. Der Attentäter ist gemäss Karl Nehammer ein Sympathisant des Terror-Netzwerks IS gewesen. «Terror und Gewalt haben in unserem Land keinen Platz», so Nehammer weiter. Man lasse sich so etwas auf keinen Fall gefallen.

Karl Nehammer
Karl Nehammer (ÖVP), Innenminister von Österreich - dpa

Die Wohnung des Attentäters wurde in der Nacht mit Sprengstoff geöffnet und durchsucht. Der Täter konnte gemäss dem Polizeikommandanten bereits kurz nach Eingang des ersten Notrufs neutralisiert werden. Er lobt die Einsatzkräfte dementsprechend.

Man geht davon aus, dass es mehrere Täter gegeben hat. Eine genaue Zahl wird aber nicht genannt.

Kurz verurteilt Anschlag

Bundeskanzler Sebastian Kurz wandte sich in der Nacht via Twitter an die österreichische Bevölkerung. «Wir erleben gerade schwere Stunden in unserer Republik.» Die Polizei werde «entschlossen gegen die Täter dieses widerwärtigen Terroranschlags» vorgehen.

Wien Terror Kurz
Der österreichische Bundeskanzler äussert sich auf Twitter zu der Attacke in der Wiener Innenstadt. - Screenshot Twitter / @SebastianKurz

Macron spricht Mitgefühl aus

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Österreich sein Mitgefühl nach dem mutmasslichen Terroranschlag in der Innenstadt von Wien ausgesprochen. Macron habe Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am Montagabend volle Solidarität und Unterstützung Frankreichs zugesagt und Hilfe angeboten, falls diese notwendig sei, hiess es aus Kreisen des Präsidentenpalasts in Paris.

Die Franzosen teilten den Schock und die Trauer der Österreicher, schrieb Macron ausserdem auf Deutsch und Französisch auf Twitter. «Nach Frankreich ist es ein befreundetes Land, das angegriffen wird. Dies ist unser Europa», so Macron weiter. «Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nichts nachgeben.»

Auch US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden bekunden auf Twitter ihre Anteilnahme.

Grosse Blutlache vor Restaurant

Auf Videos, die der Privatsender «Oe24» am Montagabend ausstrahlte, war ein maskierter Schütze zu sehen, der auf offener Strasse zumindest zwei Schüsse abfeuerte.

Schüsse in Wiener Innenstadt
Schwerbewaffnete Einsatzkräfte kontrollieren in der Wiener Innenstadt eine Person. Bei den Schüssen in Wien handelt es sich nach den Worten von Innenminister Nehammer augenscheinlich um einen Terroranschlag. - dpa

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, schrieb auf Twitter, es könne derzeit nicht gesagt werden, ober der Stadttempel eines der Ziele war. «Fest steht allerdings, dass sowohl die Synagoge in der Seitenstettengasse als auch das Bürogebäude an derselben Adresse zum Zeitpunkt der ersten Schüsse nicht mehr in Betrieb und geschlossen waren.»

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