Terror

Terror in Frankreich: 47-Jähriger nach Angriff in Nizza verhaftet

Nach 3 Messerattacken innerhalb weniger Stunden rief Frankreich am Donnerstag die höchste Terror-Warnstufe aus. Präsident Macron berät heute über das Vorgehen.

Messerattacke in Nizza
Französische Gerichtsmediziner treffen am Ort eines Messerangriffs in Nizza ein. Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hat es laut Medienberichten mindestens einen Toten und mehrere Verletzte gegeben. Der Vorfall habe sich in der Nähe der Kirche Notre-Dame ereignet. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei drei Angriffen an diversen Orten sind mehrere Menschen getötet oder verletzt worden.
  • In Nizza sind drei Personen in und in der Nähe der Kirche Notre-Dame getötet worden.
  • In Avignon griff ein bewaffneter Mann Polizisten an und wurde anschliessend erschossen.
  • Die dritte Attacke hat sich vor dem französischen Konsulat in Saudi-Arabien ereignet.
  • Frankreich rief in Folge die höchste Terror-Warnstufe aus.

Frankreich steht unter Schock: Innerhalb weniger Stunden ist es am Donnerstag zu drei Attacken gekommen.

Heute Freitag will Präsident Emmanuel Macron bei einem nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat über das weitere Vorgehen beraten. Der 42-Jährige hatte am Tatort von einem «islamistischen Terroranschlag» gesprochen und den Katholiken Unterstützung zugesichert.

Die Anti-Terror-Ermittler wollen herausfinden, ob der Tatverdächtige von Nizza möglicherweise von Komplizen unterstützt wurde. Am Freitag haben sie einen 47-jährigen Mann festgenommen. Er soll am Vorabend der Tat Kontakt mit dem Angreifer gehabt haben, bestätigten Justizkreise der Nachrichtenagentur DPA am Freitag in Paris.

Drei Attacken mit mehreren Toten

Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza wurden drei Menschen getötet und mindestens sechs Menschen verletzt. Dies nur zwei Wochen nach dem brutalen Anschlag auf einen Lehrer.

Weiter meldeten französische Medien kurz vor Mittag, es habe auch eine Attacke in Avignon gegeben. Ein bewaffneter Mann soll versucht haben, Polizisten auf der Strasse anzugreifen. Demnach soll der Täter «Allahu Akbar» gerufen und die Polizisten mit einem Messer bedroht haben: Daraufhin haben die Beamten das Feuer eröffnet. Der Mann soll seinen Verletzungen erlegen sein.

Die dritte Attacke ereignete sich auf der Wache vor dem französischen Konsulat in Saudi-Arabien.

In ganz Frankreich gilt nun die höchste Terrorwarnstufe. Es sei die Stufe «Urgence Attentat» des Anti-Terror-Alarmplans «Vigipirate» ausgerufen worden, sagte Premierminister Jean Castex am Donnerstag in der Nationalversammlung in Paris.

Frau (†70) in Kirche in Nizza enthauptet

Die Attacke in Nizza hat sich in und in der Nähe der Kirche Notre-Dame ereignet. Wie «Le Figaro» auf Berufung von Polizeiquellen berichtete, wurde eine Frau (†70) in der Kirche Notre-Dame enthauptet.

Ein Mann wurde durch Messerstiche in den Hals getötet. Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um einen 55-jährigen Kirchendiener. Eine weitere Frau (†44) konnte schwer verletzt in ein Café in der Nähe der Kirche fliehen, dort erlag sie ihren Verletzungen.

Es sind weitere sechs Personen verletzt worden, bestätigten Polizeikreise der Deutschen Presse-Agentur in Paris.

Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, teilte via Twitter mit, es sei ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Nach Ansicht von Estrosi könnte es sich um eine terroristisch motivierte Attacke handeln. Der mutmassliche Täter habe «Allahu akbar» («Gott ist gross») gerufen.

Laut der Deutschen-Presse-Agentur hat die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Dabei gehe es unter anderem um den Vorwurf des Mords in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben.

Mutmasslicher Täter stammt aus Tunesien

Bei dem mutmasslichen Angreifer von Nizza handelt es sich nach dpa-Informationen um einen Mann, der 1999 in Tunesien geboren ist. Der konservative französische Abgeordnete aus dem Département Alpes-Maritimes, in dem auch Nizza liegt, Éric Ciotti, machte am Donnerstag weitere Angaben: So sei der mutmassliche Täter über die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa eingereist, schrieb er bei Twitter.

Auch die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass der Mann auf Lampedusa mit anderen Migranten in die EU eingereist und auf der Insel registriert worden sei. Die Ermittler haben sich bisher noch nicht zum Täter und zum Ablauf der Tat geäussert.

Macron spricht von «islamistischem Terroranschlag»

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist am Donnerstag nach Nizza gereist und will etwa mit Sicherheitskräften und dem Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, sprechen.

France Attack
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht in der Nähe der Kriche Notre Dame in Nizza zu den Medien. - Keystone

Vor Ort spricht er von einem «islamistischen Terroranschlag» auf Frankreich. Er kündigte einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an. Der schon länger laufende inländische Anti-Terroreinsatz «Sentinelle» des Militärs solle von bisher 3000 auf nun 7000 Soldaten aufgestockt werden.

Wächter vor französischem Konsulat in Saudi-Arabien angegriffen

Ein weiterer Angriff hat sich gemäss französischen Medien am Donnerstag in Dschidda, Saudi-Arabien ereignet. Ein Mann hat am französischen Konsulat einen Sicherheitsbeamten angegriffen und leicht verletzt. Der Täter sei festgenommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Donnerstag.

Der Mann sei um die 40 Jahre alt und habe den Wächter mit einem scharfen Werkzeug angegriffen, sagte Polizeisprecher Mohammed al-Ghamdi demnach. Die genauen Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar.

Die Botschaft verurteilte die Attacke scharf. Man habe das Vertrauen in saudische Behörden, die französische Gemeinde im Land zu schützen. Franzosen in Saudi-Arabien wurden zugleich zu «höchster Wachsamkeit» aufgerufen.

Erst vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Vorort von Paris enthauptet worden. Das Verbrechen hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Es waren Zehntausende auf die Strasse gegangen, um sich solidarisch zu zeigen.

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