Selenskyj: Zerstörte Energie-Infrastruktur wird repariert
Die Ukraine erlebt massive Bombardements durch Russland, eine Vergeltung für Kiews Offensive in Kursk.
Nach einem der grössten Bombardements der Ukraine seit Kriegsbeginn hat Russland nach Militärangaben aus Kiew 127 Raketen und Marschflugkörper sowie 109 Drohnen auf die Regionen des Nachbarlandes abgefeuert. Von den 236 Drohnen und Raketen habe die Flugabwehr 201 zerstört, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit. Behörden berichteten von massiven Schäden an der Energieinfrastruktur.
«In einigen Orten hat der Terrorstaat zivile Ziele mit Streumunition angegriffen», teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einem Treffen mit der Militärführung mit. Bevor die Reparaturen am Energiesektor beginnen könnten, müssten die Streubomben entschärft werden, sagte er.
Russlands Vergeltung wegen Kiews Kursk-Offensive
In vielen Regionen der Ukraine hatte es am Morgen stundenlang Luftalarm gegeben. Die Bombardierung, über die auch das russische Verteidigungsministerium ausführlich berichtete, galt als Teil der Vergeltung für die ukrainische Offensive im Gebiet Kursk, die am 6. August begonnen hatte.
Kremltreue Kräfte hatten zuletzt kritisiert, dass Moskau so lange warte mit einer Antwort. An diesem Dienstag dauert die Kiews Invasion – mit anfänglich rund 10.000 Soldaten – seit drei Wochen an. Beobachter erwarten, dass die Ukraine monatelang die besetzten russischen Ortschaften kontrollieren kann.
Selenskyj erörterte auch mit Verantwortlichen die Wiederherstellung der zerstörten Energieanlagen. Für jede Region einzeln sei die Schlagkraft der Flugabwehr besprochen worden. Schon zuvor hatte er in einer Videobotschaft mehr Waffen gefordert und eine Freigabe reichweitenstarker westlicher Raketen für den Beschuss von Zielen auf russischem Gebiet im Hinterland. Bisher gelten Beschränkungen für deren Einsatz.
Ukraine unter Druck trotz Geländegewinnen
Der Oberkommandierende der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, informierte im Nachrichtennetzwerk Telegram über ein Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa, Christopher G. Cavoli. Dabei sei es um die Lage an der Front, um eine Stärkung der Luftverteidigung und um den «Schutz der Städte und kritischen Infrastruktur vor den ständigen Terroranschlägen der Russischen Föderation» gegangen.
Syrskyj schilderte demnach den Bedarf an Waffen, weiterer Munition und militärischer Ausrüstung. Details nannte er nicht. Abgesehen von den Geländegewinnen bei der Offensive im russischen Gebiet Kursk ist die Ukraine in ihrem Osten weiter massiv unter Druck.
Angesichts des russischen Vormarsches in der ostukrainischen Region Pokrowsk im Gebiet Donezk teilte Selenskyj mit, bei dem Treffen der Militärführung sei eine Verstärkung für die Region beschlossen worden. Die russischen Truppen hatten in Raum Donezk zuletzt immer wieder die Einnahme von Ortschaften verkündet.