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Siemens Energy: Einzeln mehr wert als gemeinsam

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Deutschland,

Siemens Energy hat sein Debüt an der Börse gegeben. Die abgespaltene Energiesparte wird zwar eher niedrig bewertet, doch für die Siemens-Aktionäre hat sich der Schritt gelohnt.

Christian Bruch, der Vorstandsvorsitzende von Siemens Energy, läutet in der Frankfurter Wertpapierbörse traditionell die Glocke nach der Erstnotierung seines Unternehmens. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Christian Bruch, der Vorstandsvorsitzende von Siemens Energy, läutet in der Frankfurter Wertpapierbörse traditionell die Glocke nach der Erstnotierung seines Unternehmens. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Aktienmarkt hat Joe Kaeser recht gegeben.

Auch wenn die abgespaltene Energiesparte Siemens Energy an ihrem ersten Tag an der Frankfurter Börse nicht so hoch bewertet wurde, wie mancher gehofft hatte: Getrennt sind Siemens und Siemens Energy ein gutes Stück mehr wert als gemeinsam.

Am ersten Börsentag ist es für die Aktien von Siemens auf und ab gegangen. Zunächst überwogen am Montag die Verkäufe, von einem ersten Kurs von gut 22 Euro ging es im frühen Handel bis auf 19,21 Euro abwärts. Anschliessend erholte sich der Kurs der Energiesparte von Siemens rasch bis auf rund 23 Euro, bevor der Schwung wieder deutlich nachliess. Die Papiere schlossen dann schliesslich bei 21,21 Euro. Damit belief sich der Börsenwert des Unternehmens auf gut 15 Milliarden Euro.

Obwohl Siemens vor dem Börsenstart 55 Prozent davon an seine Aktionäre verteilt hat - pro zwei Siemens-Papiere hatten sie eine Energy-Aktie automatisch in ihre Depots bekommen - wurde die Siemens-Aktie am Montag kaum in Mitleidenschaft gezogen. Ungeachtet dessen, dass dem Konzern im Vergleich zum Freitag ein milliardenschweres Geschäftsfeld fehlt.

Nach Kursen vom Montagnachmittag hat sich die Abspaltung für die Aktionäre von Siemens also gelohnt. Zählt man zum Wert einer Siemens-Aktie - dem Verteilungsschlüssel der neuen Papiere entsprechend - den einer halben Energy-Aktie hinzu, ergab sich rechnerisch ein stattliches Plus von fast 9 Euro.

Konglomeratsabschlag nennt sich der Effekt, wonach an den Finanzmärkten grosse, breit aufgestellte Mischkonzerne teils weniger wert sind, als ihre Teile oder Sparten es einzeln wären. Dies loszuwerden, war ein Teil des Kalküls der Siemens-Spitze um Kaeser, unter dem die Trennung vorangetrieben worden war.

Daneben hatte der Konzern die Abspaltung des Energiegeschäfts damit begründet, dass sich das neue Unternehmen so klarer auf seinen Bereich fokussieren könne - ein Argument, das umgekehrt auch für den Rest des Siemens-Konzerns gilt. Zudem falle der konzerninterne Wettbewerb um Mittel weg. Hier hatte der Energiebereich in der Vergangenheit angesichts vergleichsweise geringer Margen oft schlechte Karten gehabt.

Allerdings fehlt Energy jetzt auch der Schutz des grossen Siemens-Konzerns. Und die Energiesparte mit ihren 91 000 Mitarbeitern steht vor grossen Herausforderungen. Zwar ist man breit aufgestellt: von Windkraft bis zu Turbinen für Gas- und Kohlekraftwerke. Doch der Energiemarkt ist im Umbruch, und gerade das Geschäft mit Produkten für Kohlekraftwerke wird sukzessive wegbrechen.

Energy-Chef Christian Bruch sieht die Abspaltung positiv: «Als eigenständiger Konzern haben wir nun die notwendige unternehmerische Flexibilität, um die weltweite Transformation der Energiemärkte nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich mitzugestalten», sagt er. Unter anderem will er das Unternehmen auf mehr Marge trimmen. Dabei könnten auch Standortschliessungen drohen, konkrete Pläne dafür gibt es derzeit aber nicht.

Grundsätzlich sieht man die Abspaltung auch auf der Arbeitnehmerseite positiv: «Siemens Energy hat jetzt die Chance, in der Selbstständigkeit technologisch und strukturell die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen», sagte der Unternehmensbeauftragte für Siemens und Siemens Energy bei der IG Metall, Hagen Reimer. Er betonte aber auch, dass das nur klappen könne, wenn alle Beteiligten einbezogen würden. «Wir erwarten also vom Management, dass es das Unternehmen gemeinsam mit den Betriebsräten und der IG Metall zukunftsfest aufstellt.»

An der Börse könnte es die ersten Wochen für Siemens Energy turbulent bleiben - und das nicht nur, weil die Aktie neu ist. Viele Anteile landeten durch die automatische Einbuchung bei institutionellen Investoren, die sie teilweise nicht halten wollen oder dürfen. In Siemens-Kreisen rechnet man mindestens für zwei bis drei Wochen mit grösseren Schwankungen.

Zumindest für kurze Zeit war Siemens Energy am Montag aus technischen Gründen sogar Teil des deutschen Leitindex Dax, der vorübergehend 31 Mitglieder hatte. Mit dem Handelsschluss sollte diese Kurz-Mitgliedschaft allerdings enden. Mittelfristig gilt Energy angesichts seiner Grösse allerdings als Kandidat für eine Rückkehr.

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