Skandal um Wirecard: Abschlussprüfer-Aufsicht überprüft EY
Nach Wirecard gerät nun auch die Prüfgesellschaft EY ins Visier der Behörden: Die Wirtschaftsprüfer von EY hatten die fingierten Zahlen nicht beanstandet.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach Wirecard gerät auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ins Visier der Ermittler.
- EY war seit 2015 für die Jahresprüfungen bei Wirecard verantwortlich.
- In dem Zeitraum hat Wirecard grossflächig Luftbuchungen ausgeführt.
Die unabhängige Abschlussprüfer-Aufsichtsbehörde überprüft im Wirecard-Skandal die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte am Montag auf Anfrage, dass im Zusammenhang mit der Abschlussprüfung bei Wirecard ein Prüfverfahren. Für diese Abschlussprüfung bei Wirecard war EY zuständig.
Zuvor hatte das «Handelsblatt» darüber berichtet. Die Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) ist unabhängig, gehört aber zum Geschäftsbereich von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Die APAS prüft die Einhaltung berufsrechtlicher Pflichten von Abschlussprüfern bei Unternehmen von öffentlichem Interesse. Dazu gehöre auch die Wirecard AG, teilte das Ministerium mit. Im Oktober 2019 sei ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet worden. Es sei im Mai 2020, nachdem der Bericht zur Sonderprüfung durch KPMG erschienen war, in förmliche Berufsaufsichtsverfahren überführt worden sei.
Weitere Details teilte das Wirtschaftsministerium dazu nicht mit. Das «Handelsblatt» berief sich auf einen vertraulichen Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums zum Fall Wirecard. Die Apas untersuche sämtliche Wirecard-Abschlussprüfungen ab dem Jahr 2015 durch EY «auf die Einhaltung der gesetzlichen und berufsrechtlichen Vorgaben».
EY prüfte Jahresbilanzen von Wirecard
Der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht mittlerweile von einem «gewerbsmässigen Bandenbetrug» bei dem Dax-Unternehmen aus, und zwar seit 2015. EY steht in der Kritik, weil das Unternehmen die Jahresbilanzen bei Wirecard seit 2009 geprüft und testiert hatte.
EY selbst hatte dazu erklärt, dass es deutliche Hinweise auf «umfassenden Betrug» gebe. Mehrere Parteien rund um die Welt seien mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt gewesen.