Solingen trauert nach Drama: Mutter tötet fünf Kinder
In Solingen soll eine emotional überforderte Mutter fünf ihrer sechs Kinder getötet haben, bevor sie sich selber vor einen Zug warf. Die Stadt trauert.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Donnerstag wurden in Solingen (D) fünf tote Kinder in ihren Betten gefunden.
- Offenbar hatte die emotional überforderte Mutter ihre Kinder umgebracht.
- Die Stadt trauerte mit einer Lichterkette und einer Schweigeminute.
Solingen trauert nach dem Drama um eine junge Mutter, welche fünf ihrer sechs Kinder ermordet haben soll, um die Toten. Mit einer Lichterkette und einer Schweigeminute gedachten Anwohner den Verstorbenen. Alle Anwohner wurden gebeten, um 18.50 Uhr vor die Tür zu treten und eine Lichterkette zu bilden.
«Der Tod von fünf Kindern trifft unsere Nachbarn, uns und die Hasseldelle ins Herz.» So heisst es in einem Aufruf zur Lichterkette in dem Solinger Stadtteil Hasseldelle.
Die Mutter der fünf Kinder wird verdächtigt, die Kinder umgebracht zu haben. Gegen sie hat ein Richter Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen. Die Ermittler vermuteten am Freitag, dass die alleinerziehende Mutter die Tat in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen hat.
Die Ehe sei zerrüttet gewesen, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft in Solingen. Vor der Tat habe die Frau ein Jahr von ihrem letzten Mann, dem Vater von vier ihrer Kinder, getrennt gelebt. Sie sei die einzige Verdächtige.
Drama in Solingen: Sehnsucht nach «Erlösung»
Menschen, die sich selbst töten und dabei andere «mitnehmen» wollten, empfänden eine Sehnsucht nach «Erlösung», sagt der Psychiater Prof. Hans-Jörg Assion von der Klinik der Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Dortmund.
«Die eigene Erlösung von dem Leid wird auf andere Menschen übertragen. Diese werden in das lebensmüde Empfinden einbezogen, quasi um sie ebenfalls von dem Leiden zu «erlösen».»
Kinder wurden wahrscheinlich erstickt
Rechtsmediziner fanden bei der Obduktion Hinweise darauf, dass die Kinder in der Wohnung in Solingen betäubt und dann erstickt wurden. Weitere toxikologische Untersuchungen müssten aber abgewartet werden. Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) wurden von Polizisten am Donnerstag totgefunden. Überlebt hat nur der älteste Sohn (11) – er ist nun bei seiner Oma.
Die Verdächtige habe die Tat ihrer eigenen Mutter in einem Whatsapp-Chat gestanden. Nach 20 Minuten am Düsseldorfer Hauptbahnhof habe sie sich dann vor einen Zug geworfen. Dabei habe sie schwere, aber nicht lebensgefährliche innere Verletzungen erlitten, sagte der Leiter der Mordkommission, Marcel Maierhofer.
Die Kinder seien zwischen Mittwochnachmittag und Donnerstagvormittag getötet worden. Einsatzkräfte hatten am Donnerstag die Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus mit Gewalt geöffnet.
Der Elfjährige war der einzige der sechs Geschwister der überlebte. Er sei womöglich nur verschont worden, weil er zum Tat-Zeitpunkt in der Schule war, sagte der Leiter der Mordkommission.