«Stille Revolution»: Irland stimmt klar für das Recht auf Abtreibung
Jubel auf den Strassen von Dublin: Das strenge Abtreibungsverbot in Irland wird bald Geschichte sein. Der Ministerpräsident spricht von einer «stillen Revolution» in dem katholischen Land.
Das Wichtigste in Kürze
- Irlands Premierminister Leo Varadkar bezeichnete das Abstimmungsergebnis als die Folge einer «stillen Revolution».
- In Dublin gingen viele Menschen auf die Strasse, um das Resultat zu feiern.
- Über zwei Drittel hatten für eine Lockerung des Abtreibungsverbots in Irland gestimmt.
Ministerpräsident Leo Varadkar begrüsste am Samstag das eindeutige Ergebnis des Referendums: Über zwei Drittel der Iren stimmten für eine Lockerung des Abtreibungsverbots. Er sprach von «einer stillen Revolution», die sich in den vergangenen 10 bis 20 Jahren in Irland angebahnt habe.
Varadkar sagte dem TV-Sender RTE, die Bürger hätten deutlich gemacht, «dass sie eine moderne Verfassung für ein modernes Land wollen». Die Abstimmung zeige überdies, dass die Menschen in Irland den betroffenen Frauen trauen und sie in ihrer Entscheidungsfreiheit respektieren.
Grosse Freude auf den Strassen Dublins
In Dublin hingegen gab es Zustimmungswerte von weit über 70 Prozent. In der Innenstadt versammelten sich Tausende Menschen, um das Ergebnis zu feiern – vielerorts wurde getanzt und gesungen.
Die Gegner einer Gesetzeslockerung bedauerten den Ausgang des Referendums. Als eine «Tragödie historischen Ausmasses» bezeichnete die Gruppe mit dem Namen Save the 8th das Ergebnis. «Unrecht wird nicht deshalb zu Recht, nur weil eine Mehrheit es unterstützt», teilte die Gruppe mit. Man werde jegliche Gesetze ablehnen, die zuliessen, «dass Babys in unserem Land getötet werden».
Verstoss gegen Menschenrecht
Der UN-Menschenrechtsausschuss hatte das Abtreibungsverbot 2016 als Verstoss gegen internationale Menschenrechts-Vereinbarungen kritisiert und die irische Regierung aufgefordert, es zu überarbeiten.
Abgestimmt wurde über die Streichung eines Verfassungszusatzes von 1983, der Schwangerschaftsabbrüche bislang faktisch unmöglich macht. Wer dagegen verstösst, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Nach dem Willen der Regierung soll nun bis Jahresende das Parlament Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legalisieren.