Streiks vergrössern Not im britischen Gesundheitswesen
Streiks im britischen Gesundheitsdienst NHS haben Sorgen vor grossen Lücken bei Notaufnahmen und Notärzten ausgelöst.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag legten Zehntausende Pflegekräfte in Grossbritannien ihre Arbeit nieder.
- Am Mittwoch wollen nun die Krankenwagenfahrer streiken.
- Man sei besorgt, dass die Sicherheit der Patienten nicht garantiert werden könne.
«Die Führungskräfte des NHS sind tief besorgt über das Ausmass des Leids und der Risiken, die den Patienten morgen und darüber hinaus entstehen könnten», schrieb Matthew Taylor, Chef der NHS Confederation, in der Organisationen des Gesundheitsdienstes zusammengeschlossen sind, in einem Brief an Premierminister Rishi Sunak. Die Sicherheit der Patienten könne nicht garantiert werden, wenn an diesem Mittwoch die Krankenwagenfahrer streiken wollen.
Bereits am Dienstag legten erneut Zehntausende Pflegekräfte und Beschäftigte des NHS in Kliniken die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach deutlich höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Es ist das erste Mal, dass der Branchenverband Royal College of Nursing (RCN) in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte seine Mitglieder zum Streik aufgerufen hat. Taylor forderte Sunak auf, den Streit rasch zu beenden. Aktuelle Nachbesserungen bei den Löhnen lehnte der konservative Regierungschef ab. Dafür gebe es im bis Anfang April laufenden Finanzjahr keinen Spielraum, sagte Sunak der Zeitung «Daily Mail». Er deutete aber mehr Entgegenkommen im nächsten Jahr an.
Drei Rettungsdienste in verschiedenen Teilen Englands riefen bereits am Dienstag den Notstand aus. Es gebe «erhebliche Verzögerungen», hiess es etwa vom North East Ambulance Service. Die NHS-Kräfte protestieren auch gegen ihre Arbeitsbedingungen. Kritiker sprechen von einem Teufelskreis: Notärzte brauchen ein Vielfaches länger als vorgeschrieben, um zu Notfallpatienten zu gelangen. Krankenwagen wiederum stauen sich stundenlang vor Notaufnahmen, um Patienten zu übergeben. Zudem warten mehr als sieben Millionen Menschen auf Routineeingriffe. Ein Grund dafür ist, dass die Corona-Pandemie für einen gewaltigen Rückstau bei den Behandlungen gesorgt hat.