Streit zwischen Wagenknecht und Zentralratschef Schuster eskaliert
Ein heftiger Disput rund um den Gazakrieg entzündet sich zwischen BSW-Chefin Sahra Wagenknecht und Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden.
Es begann mit einem Vorwurf: Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, behauptete, Sahra Wagenknecht und ihr politisches Bündnis, die BSW, förderten mit ihrer Haltung zum Israel-Palästina-Konflikt den Hass auf Israel in Deutschland. Ein Vorwurf, der die BSW-Chefin tief getroffen hat – Darüber berichtet der «Spiegel».
«Die Äusserung von Josef Schuster hat mich sehr erstaunt», so Wagenknecht in einer Stellungnahme gegenüber der «Welt». «Wenn jeder, der die Netanyahu-Regierung und deren brutale Kriegsführung im Gazastreifen kritisiert, ein Israelhasser ist, dann wäre ein erheblicher Teil der Israelis Israelhasser.»
Mangel an Kritik am Israelischen Krieg
Doch sie liess es nicht bei dieser Zurückweisung bewenden: Sahra Wagenknecht kritisierte nicht nur die Äusserungen Schusters, sondern auch den Mangel an Kritik seitens des Zentralrats an der israelischen Regierung.
Ihr fehle eine deutlichere Verurteilung der «barbarischen Kriegsführung» der Netanyahu-Regierung. Sie verglich den Konflikt mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und stellte die Frage, welcher Aufschrei wohl durch die deutsche Öffentlichkeit gehen würde, sähe Kiew aus wie Gaza.
«Der israelische Verteidigungsminister hat die Palästinenser 'menschliche Tiere' genannt. Der Mordanschlag in Teheran vor Kurzem bringt die Region näher an einen grossen Krieg.» Mit diesen Worte verdeutlichte Wagenknecht ihr Verachtung für das israelische Handeln in der Region.
Die Tötung von Ismail Haniyyeh
Einen wichtigen Wendepunkt in den aktuellen Konflikten stellt die Tötung von Ismail Haniyyeh dar, Chef der Terrororganisation Hamas. Er wurde vor einigen Wochen in Teheran ermordet.
Vielen zufolge könnten israelische Kommandos hinter dem Mord stecken, doch Israel selbst hat eine Beteiligung nie zugegeben. Dennoch deutet Wagenknecht an, dass der Mordanschlag die Region näher an einen grossen Krieg bringt.
Existenzrecht Israels unbestritten
Wagenknecht bekräftigte trotz ihrer Kritik am israelischen Handeln, dass sie immer das Existenzrecht Israels verteidigen wird. Sie anerkennt Israels Recht auf Verteidigung gegen die Anschläge der Hamas.
Doch ihrer Meinung nach sei der Feldzug gegen den Gazastreifen schon lange keine Selbstverteidigung mehr. Nach ihren Worten sind in wenigen Monaten 40'000 Menschen, davon die Hälfte Kinder, getötet worden.
Auch Schuster hat in der Debatte seine Besorgnis über die Entwicklung des Konflikts zum Ausdruck gebracht und betonte, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg bedeute.
Nach seiner Ansicht sollte die Bevölkerung Israels angstfrei leben können. Am Ende bleibt die Frage, wer tatsächlich den Hass fördert und ob eine Lösung des Konflikts in Sicht ist.
Terrorkrieg und die tägliche Angst
Die Eskalation des Konflikts begann mit einer Invasion der Hamas im Oktober 2023, bei der rund 1'200 Menschen getötet und 240 israelische Bürger als Geiseln genommen wurden.
Seitdem hat Israel den Gazastreifen bekämpft, was aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte zu vielen zivilen Opfern geführt hat. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden dabei über 40'000 Menschen getötet.
Schuster beschuldigte beispielsweise Wagenknecht, nicht anzuerkennen, dass Israel sich gegen eine Terrororganisation verteidige. Wagenknechts Aussage, dass die israelische Kriegsführung «Züge eines Vernichtungsfeldzugs» aufweise, bezeichnete er als «völlig unangemessen».
Sahra Wagenknecht: Ihre politische Karriere
Sahra Wagenknecht, geboren am 16. Juli 1969 in Jena, hat sich im Laufe ihrer Karriere in der deutschen Politik einen Namen gemacht. Sie begann ihre Reise als Mitglied des Bundesvorstands der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), in der sie von 1991 bis 1995 und erneut von 2000 bis zur Vereinigung mit der WASG im Jahr 2007 eine aktive Rolle spielte.
Seit Januar 2024 leitet sie zusammen mit Amira Mohamed Ali die neu gegründete Partei «Bündnis Sahra Wagenknecht». Ihr politischer Einfluss und ihr unermüdlicher Einsatz für soziale Gerechtigkeit äussern sich in dieser neuen Führungsposition.