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Studie: Homo sapiens lebte deutlich früher in Europa als bislang angenommen

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Frankreich,

Der moderne Mensch, der Homo sapiens, ist laut einer Studie deutlich früher in den Lebensraum des Neandertalers in Europa vorgedrungen als bislang angenommen.

Schädel
Die Schädel eines Homo Neandertalensis (links) und eines Homo Sapiens unterscheiden sich deutlich. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscherteam vermutet sogar Koexistenz mit dem Neandertaler.

Darauf deuten Fossilien und Werkzeuge hin, die in der Mandrin-Grotte an der Rhône im Südosten Frankreichs gefunden wurden, wie die am Mittwoch im Fachblatt «Science» veröffentlichte Studie ergab. Demnach kam der Homo sapiens bereits vor etwa 54.000 Jahren in Europa vor.

Bislang deuteten die archäologischen Funde darauf hin, dass der Neandertaler vor rund 40.000 Jahren verschwand - relativ kurz nach der Ankunft des Homo sapiens, die sich demnach vor rund 45.000 Jahren ereignete. Beweise, dass die beiden sich begegneten, gab es bislang nicht.

Die Funde des Forscherteams um Ludovic Slimak von der Universität Toulouse lassen aber vermuten, dass der Homo sapiens schon deutlich vor dem Verschwinden des Neandertalers auf den Plan trat. Bemerkenswert in der neuen Studie ist ausserdem, dass die Mandrin-Grotte abwechselnd sowohl von Neandertalern als auch vom Homo sapiens genutzt wurde.

In der Grotte im Süden Frankreichs finden bereits seit 1990 Grabungsarbeiten statt. Dort befinden sich viele Schichten mit Fossilien, die auf eine Nutzung der Grotte schliessen lassen, die bereits vor mehr als 80.000 Jahren begann.

Auf die Spur seiner Entdeckung brachten Slimak eine Reihe von bearbeiteten Feuersteinen in einer mit dem Buchstaben E bezeichneten Grabungsschicht. Es handelte sich um sehr kleine Feuersteinspitzen, die offenbar mit Klingen und ähnlichem Werkzeug bearbeitet wurden.

Die rund 1500 Feuerstein-Spitzen waren deutlich feiner bearbeitet worden als in den Grabungsschichten darunter und darüber gefundene Feuersteine. Diese Feuersteine seien «normiert, fast auf den Millimeter genau», legte Slimak in seiner Studie dar. Dies sei «etwas, das man von Neandertalern überhaupt nicht kennt».

Slimak verglich die Feuersteine, bei denen es sich womöglich um Pfeilspitzen handelte, daher mit Funden im Peabody-Museum der Harvard-Universität in den USA, die von der Grabungsstätte Ksar Akil im heutigen Libanon stammen. Die Region war einer der wichtigsten Lebensräume des Homo sapiens im östlichen Mittelmeerraum.

Tatsächlich wiesen die Feuerstein-Spitzen aus der Mandrin-Grotte grosse Ähnlichkeit mit den Funden aus Ksar Akil auf, so dass Slimak davon ausging, dass die Mandrin-Grotte der früheste derzeit bekannte Lebensraum des Homo sapiens in Europa ist. Ein weiterer Fund in der Grabungsschicht E lieferte später den Beweis für diese Theorie: der Milchzahn eines Homo sapiens.

Das Wissenschaftlerteam um Slimak forschte auch zu der Frage, ob Homo sapiens und Neandertaler sich in der Mandrin-Grotte oder ihrer Umgebung begegneten. Dazu verwendeten sie eine neue Methode namens Fuliginochronologie, bei der Ascheschichten an den Höhleninnenwänden rund um frühere Feuerstellen analysiert werden.

Demnach kamen in einem Zeitraum von 40 Jahren ein Mal pro Jahr Exemplare des Homo sapiens in die Höhle. Der Homo sapiens machte demnach in der Grotte Station, nachdem Neandertaler hier vorbeigekommen waren. Als der Homo sapiens die Höhle endgültig aufgab, kam der Neandertaler zurück - allerdings deutlich später, nach etwa tausend Jahren.

«Zu einem gewissen Zeitpunkt haben die beiden Populationen entweder in der Grotte oder im selben Gebiet koexistiert», schlussfolgerte Slimak in seiner Studie. Er vermutet, dass der Neandertaler dem Homo sapiens sogar die besten Fundstellen für Feuerstein gezeigt haben könnte.

Letztlich sei die «Entstehung der modernen Menschen und das Verschwinden des Neandertalers viel komplexer» als bislang angenommen, resümierte Chris Stringer, Experte für die Evolution des Menschen am Londoner Natural History Museum, der an der Studie beteiligt war. Die neuen Funde in der Mandrin-Grotte seien «ein weiteres Puzzleteil» zur Beantwortung der Frage, seit wann moderne Menschen in Europa leben.

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