Tausende von Chemikalien in Plastik haben unbekannten Folgen
Ein Viertel der rund 13'000 verwendeten Chemikalien in Kunststoff ist problematisch. Das zeigt ein neuer Bericht mit Schweizer Beteiligung.
Das Wichtigste in Kürze
- 13'000 Chemikalien werden in Kunststoffen verwendet, viele davon haben unbekannte Folgen.
- Frauen sind besonders anfällig für giftige Chemikalien in Plastik.
- Empa-Forschende fordern internationale Regulierung von Chemikalien.
Über 13'000 verschiedene Chemikalien werden in Kunststoffen verwendet. Ein Viertel davon ist problematisch. Bei weiteren 50 Prozent ist unklar, wie sie sich auf Gesundheit und Umwelt auswirken. Das zeigt ein kürzlich veröffentlichter Bericht mit Schweizer Beteiligung.
Die einzelnen in der Öffentlichkeit bekannten problematischen Stoffe wie beispielsweise Bisphenol A (BPA) seien nur die Spitze des Eisbergs. Das schrieb die Eidgenössische Materialprüfungs und Forschungsanstalt Empa in einer Mitteilung vom Montag. Empa-Forscher haben den Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) mitverfasst.
Frauen sind besonders anfällig
Problematische Stoffe wurden dabei in einer Vielzahl von Branchen und Produktionsketten gefunden, wie es im Bericht hiess. Darunter auch in Spielzeug, in Lebensmittelverpackungen und in Medizinprodukten.
Frauen seien besonders anfällig für diese giftigen Chemikalien, hiess es im Bericht. Dafür gebe es mehrere Gründe. Zum einen seien Frauen weltweit in Berufen, die mit Kunststoffen zu tun haben, überrepräsentiert.
Zum anderen enthielten viele Produkte, die speziell an Frauen verkauft würden, hohe Konzentrationen an problematischen Stoffen. Damit sind Artikel, wie bestimmte Hygiene- und Kosmetikprodukte gemeint.
Biologische Faktoren spielen Rolle
Zum anderen spielen laut dem Bericht aber auch biologische Faktoren eine Rolle. So haben Frauen im Durchschnitt mehr Fettgewebe, in dem sich giftige Chemikalien anreichern können. Ausserdem gibt es bestimmte Lebensphasen, in denen sich die Belastung durch Chemikalien stärker auswirkt.
Dazu gehört die Pubertät, die sowohl für Männer als auch für Frauen relevant ist. Bei Frauen aber auch die Wechseljahre sowie gegebenenfalls Schwangerschaft und Stillzeit.
«Chemikalien in Plastik sind eine versteckte Gefahr, die unsere Gesundheit und die Umwelt weltweit beeinflussen können.» Das sagten die beteiligten Empa-Forscher Zhanyun Wang und Narain Ashta in der Mitteilung der Forschungsanstalt. Sie fordern, dass der Umgang mit diesen Chemikalien international geregelt wird.