Thüringen-Debakel: Scharfe Kritik an Kramp-Karrenbauer (CDU)
Der Knall in Thüringen um die AfD hat auch Folgen für die CDU. Annegret Kramp-Karrenbauer könnte der Eklat gar die Merkel-Nachfolge kosten.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Skandal-Wahl und dem Rücktritt von Emmerich hielt die CDU eine Krisensitzung ab.
- Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wird nun scharf kritisiert.
- Dies beeinträchtigt auch ihre Nachfolge-Ambitionen von Angela Merkel.
Ein Polit-Beben erschüttert Deutschland seit Mittwochnachmittag. Die Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) mit Hilfe der AfD schlägt hohe Wellen bis in die CDU.
Während die AfD als Siegerin des Knalls dasteht und Kemmerich 24 Stunden später zurücktrat, gerät nun Annegret Kramp-Karrenbauer ins Kreuzfeuer. Die CDU-Chefin hegt Ambitionen, einst die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel zu übernehmen. Doch ihr Verhalten im Thüringen-Eklat wird scharf kritisiert.
AKK kann Wunsch von Kanzlerin Merkel nicht erfüllen
So meint etwa die «Bild», sie habe eine «so schlechte Figur abgegeben, dass es gefährlich wurde». Daher habe Angela Merkel bei ihrem Auftritt mit Südafrikas Präsidenten –über 8000 Kilometer entfernt – einschreiten müssen. Sich bei einem Auftritt im Ausland über Innenpolitik zu äussern gilt als Unding.
Das Machtwort hätte hier Kramp-Karrenbauer sprechen sollen. Diese hat eine kurze Nacht hinter sich. So diskutierte sie mit der Thüringer Fraktion bis tief in die Nacht hinein über das weitere Vorgehen. Doch auf rasche Neuwahlen konnten sie sich nicht einigen. Der Wunsch von Kanzlerin Angela Merkel wird damit nicht erfüllt.
Auch sei «AKK», wie Kramp-Karrenbauer gerne abgekürzt wird, weich geworden, schreiben mehrere deutsche Zeitungen. So dürfe die Landtagsfraktion auch mit den Linken verhandeln und Anträge durchbringen, selbst wenn die AfD diese unterstütze. Aus Sicht der Bundes-Partei ein Tabubruch.
Kritik an Kramp-Karrenbauer auch von der CDU selbst
Mitglieder der CDU und CSU kritisieren AKK und werfen ihr Führungsversagen vor. «Statt die Dinge laufen zu lassen, hätte die Parteispitze gut daran getan, Führung zu zeigen», sagte etwa Tilman Kuban, Bundesvorsitzender der Jungpartei der CDU. Kramp-Karrenbauer hätte die einzelnen Szenarien mit der CDU Thüringen vor der Wahl durchspielen sollen.
Lob gab es hingegen von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Wie er der «Welt» erklärt, habe Kramp-Karrenbauer «ohne zu Zögern und eindeutig Stellung bezogen».
Und was sagt die Kritisierte selber? «Es geht nicht um mich. Es geht hier um die Glaubwürdigkeit der Christdemokratinnen und Christdemokraten», so AKK am Mittwochabend im ZDF.
Noch hat Kramp-Karrenbauer Zeit, ihre Führungsstärke unter Beweis zu stellen. Die aktuelle Legislaturperiode läuft bis Herbst 2021. Das Rennen um die Kanzlerkandidatur ist somit noch nicht gelaufen.