Tödliche Gleis-Attacke von Frankfurt jährt sich

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Deutschland,

Der Fall hatte im Sommer 2019 für grosses Entsetzen gesorgt: Ein Mann stösst einen Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof vor den Zug, das Kind stirbt.

Nach Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof
Die Menschen stehen während einer Trauerveranstaltung der Bahnhofsmission vor dem Frankfurter Hauptbahnhof, nachdem am Tag zuvor ein achtjähriger Junge von einem Mann vor einen einfahrenden ICE gestossen und getötet wurde. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Jahr wurde in Frankfurt ein Junge vor den Zug gestossen.
  • Dabei kam der Achtjährige ums Leben.
  • Am 19. August beginnt nun der Prozess gegen den Täter.

Sommer 2019 in Deutschland, es ist der Morgen des 29. Juli, Ferienzeit. Am Frankfurter Hauptbahnhof warten Reisende auf den ICE nach München. Auch ein Achtjähriger aus dem Hochtaunuskreis will gemeinsam mit seiner Mutter in den Urlaub aufbrechen. Doch dann spielen sich an Gleis 7 plötzlich grauenhafte Szenen ab.

Ein Mann stösst Mutter und Sohn vor den einfahrenden ICE. Der Junge wird vom Zug überrollt und stirbt noch im Gleisbett. Die Frau kann sich gerade noch zur Seite rollen und überlebt knapp.

SBB Frankfurt
Nach der tödlichen Gleis-Attacke in Frankfurt diskutieren die Deutschen heftig über die Sicherheit an Bahnhöfen. Wie siehts bei der SBB aus? - dpa

Der Angreifer soll auch noch versucht haben, eine 78-Jährige vor den Zug zu stossen. Sie fällt auf den Bahnsteig und wird verletzt. Die Polizei fasst wenig später den Tatverdächtigen: einen dreifachen Familienvater aus Eritrea, der zuletzt in der Schweiz gelebt hatte.

Trauerandacht am Frankfurter Bahnhof für verstorbenen Jungen

In Frankfurt gab es eine Trauerandacht am Bahnhof. Viele Menschen legten wochenlang Blumen, Kerzen, Plüschtiere und Briefe am Gleis nieder. Der tragische Fall sorgte aber auch in ganz Deutschland für Aufsehen. Bei einer Spendenkampagne im Internet sammelten Unterstützer 115'000 Euro für die Angehörigen.

Sie seien «tief berührt» gewesen von der Anteilnahme, den Briefen und Spenden zahlreicher fremder Menschen. Dies liess die Familie jetzt über ihren Anwalt Ulrich Warncke mitteilen. Unzufrieden seien sie jedoch mit den Ermittlungen, etwa mit der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den schweizerischen Behörden.

Frankfurt
Eine Frau steht am Frankfurter Hauptbahnhof. Für den ermordeten Jungen wurden Blumen und Spielsachen niedergelegt. - Keystone

Die Eltern und die Schwester des Jungen sind demnach weiterhin in psychologischer Betreuung. «Seit dem tragischen Verlust unseres kleinen Sohns und Bruders geht es uns nicht gut. In den vergangenen Monaten stand einzig die Erinnerung und Trauer um unseren kleinen Leo im Vordergrund», erklärte die Familie. Sein früher Tod sei «der schwerste Schicksalsschlag, dessen Schmerz uns das ganze Leben begleiten wird».

Der Jahrestag und die anstehende Hauptverhandlung seien besonders schwer zu ertragen, hiess es. Der Prozess gegen den Tatverdächtigen beginnt am 19. August vor dem Frankfurter Landgericht. Die Schwurgerichtskammer muss über den Antrag der Staatsanwaltschaft entscheiden, den 41-Jährigen dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen.

frankfurt gleis attacke
Der Tatverdächtige im Falle der tödlichen Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof wird dem Haftrichter beim Amtsgericht vorgeführt. Foto: Christoph Reichwein - dpa-infocom GmbH

Die Anklage legt ihm Totschlag, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen zur Last. Das Gericht erklärte, auch Mord sowie versuchter Mord in zwei Fällen kämen infrage. «Sofern die Beweisaufnahme ergeben sollte, dass der Beschuldigte unter bewusster Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit der Opfer (Heimtücke) gehandelt hat».

Nach der Attacke demonstrierten Bundesregierung und Bahn schnell Handlungsbereitschaft. Man wolle «konsequent auf Abschreckung setzen», erklärte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im September.

Massnahmen für das Erhöhen der Sicherheit

So sollten «nahezu alle grossen Bahnhöfe» bis Ende 2024 mit moderner Videotechnik ausgestattet werden. Darüber hinaus seien 1300 zusätzliche Bundespolizisten für Patrouillen an Bahnhöfen geplant, hiess es damals. Da die Beamten noch ausgebildet werden müssen, sollen die Stellen aber erst bis 2024 besetzt sein.

Bundesregierung, Bahn und Bundespolizei errichteten zudem eine gemeinsame Arbeitsgruppe, die für mehr Sicherheit sorgen soll, wie die Bahn jetzt mitteilte. Dies betreffe zum Beispiel die Einrichtung von Zugangsbeschränkungen zu Bahnsteigen, die Simulation von Gittern vor den Bahngleisen oder das Aufbringen von Markierungen an Bahnsteigkanten.

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Frankfurter Gleisattacke: Der Tatverdächtige soll dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen werden. - Keystone

Und was ist konkret in Frankfurt passiert? «Die Polizeipräsenz wurde erhöht und die Videotechnik weiter vorangebracht», sagte ein Sprecher der dortigen Bundespolizei. «Es sind mehr Streifen unterwegs. Sie haben auch die Aufgabe, Bahnsteige abzuscannen und aufmerksam zu schauen, ob sich jemand auffällig verhält oder zu nahe am Gleisbett steht.»

«Möglicherweise hätte eine bessere Überwachung des Bahnhofes den Tod des Jungen verhindert», erklärte Anwalt Warncke. Die Familie kritisiert den Stand bei der Umsetzung weiterer Sicherheitsmassnahmen. «Schreckliche Taten wie diese sowie tragische Unfälle dürfen in Zukunft nicht mehr geschehen und hingenommen werden.»

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