Ukraine: Geistlicher bittet Kremlchef Putin um Hilfe in Mariupol
In Mariupol harren noch immer ukrainische Soldaten und Zivilisten im belagerten Stahlwerk Azovstal aus. Ein Geistlicher hat nun einen Appell an Putin gerichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Stahlwerk von Mariupol sind nach wie vor Soldaten und Zivilisten eingekesselt.
- Ein Geistlicher hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin um Hilfe gebeten.
- Er solle sich an seine Eltern erinnern, die einst in einer belagerten Stadt lebten.
In einem neuen Appell hat der hohe ukrainische Geistliche Onufrij Kremlchef Wladimir Putin um eine Rettung der Menschen aus dem Stahlwerk der Hafenstadt Mariupol gebeten.
Putin solle sich wie ein Christ verhalten und die eingekesselten Zivilisten, die Kämpfer und Sicherheitskräfte auf von der Ukraine kontrolliertes Gebiet oder in Drittstaaten fliehen lassen.
Ein vom Kreml gewähltes Vermittlerland könne die Mission führen, sagte der Vorsteher der grössten ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.
Geistlicher erinnert Putin an seine Eltern
Der Geistliche bat Putin, der selbst der russisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats angehört, sich an seine Eltern zu erinnern, die einst in der von der deutschen Wehrmacht belagerten Stadt Leningrad (heute St. Petersburg) um ihr Leben gekämpft hätten. «Die Bewohner von Mariupol und ihre Verteidiger sind heute auch in solch einer Lage», sagte Onufrij laut Medienberichten vom Dienstag.
Nach ukrainischen Behördenangaben sollen in dem Stahlwerk noch rund 100 Zivilisten ausharren, viele Menschen hatten die Anlage zuletzt verlassen können. Zudem sollen sich dort nach russischen Angaben mehr als 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben.
Stahlwerk-Kämpfer ergeben sich nicht
Die Kämpfer hatten bisher Forderungen Putins abgelehnt, sich zu ergeben und die Waffen niederzulegen. Der russische Präsident hatte ihnen zugesichert, für diesen Fall auf eine Erstürmung der Industriezone zu verzichten. Allerdings berichten die Kämpfer immer wieder von massivem Beschuss des Stahlwerks.
Der frühere Kommandeur des Asow-Regiments, Maxim Schorin, teilte ukrainischen Medien zufolge mit, dass die diplomatischen Bemühungen um die Rettung der Kämpfer andauerten. Zugleich sagte er, dass auch ein Prozess laufe, um Mariupol mit einer Militäroperation von der russischen Blockade zu befreien. Dafür sei aber viel Zeit nötig. Und die Kämpfer dort hätten diese Zeit vielleicht nicht mehr.