Ukraine-Krieg: Deshalb eskalierte der Konflikt mit Russland
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Ukraine angegriffen. Somit hat der Ukraine-Krieg nun definitiv begonnen. Die Hintergründe zum Konflikt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen.
- In den Regionen Donezk und Luhansk sind seit 2014 prorussische Separatisten am Kämpfen.
- Russland hat die Souveränität der beiden Regionen offiziell anerkannt.
- Wladimir Putin will einen Anschluss der Ukraine an die Nato verhindern.
Am 24. Februar 2022 hat Wladimir Putin der Ukraine den Krieg erklärt. Daraufhin hat Russland den Nachbarstaat angegriffen. Damit ist der Ukraine-Krieg endgültig eskaliert.
Wie kam es so weit? Ein kurzer Überblick zu den Hintergründen der Krise.
Ukraine-Krieg: Historische Begründung Russlands
Grundsätzlich stehen hinter dem Ukraine-Krieg historische und strategische Gründe. Wie auch aus seiner Rede hervorgeht, spricht Wladimir Putin der Ukraine die Souveränität ab. Er sieht das osteuropäische Land als einen Teil Russlands. Seiner Ansicht nach wurde die Ukraine erst 1917 geschaffen – von den Bolschewisten rund um Lenin.
Das ist Unfug: Zwar haben Russland und Ukraine gemeinsame Wurzeln, die auf die sogenannte Kiewer Rus (mittelalterliches Grossreich) zurückgehen. Doch bereits ab dem 13. Jahrhundert gingen Ukrainer und Russen getrennte Wege.
So entwickelte sich unabhängig von den Russen in der Ukraine auch ein eigener Nationalgedanke. Dieser gipfelte Ende 1917 mit der Ausrufung der «Ukrainischen Volksrepublik» und ein Jahr später der «Westukrainischen Volksrepublik».
Ukraine-Krieg: Zwischen Russland und EU-Ostgrenze
Wenige Jahre danach wurde sie ein offizieller Teil der neu gegründeten Sowjetunion. Zum unabhängigen Staat, wie man ihn heute eigentlich kennt, wurde die Ukraine dann 1991 mit der Auflösung der Sowjetunion. Andere ehemalige Sowjetrepubliken wie die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen gehören mittlerweile der Nato (seit 2004) und EU an.
Damit liegt die Ukraine auch zwischen der EU-Ostgrenze und Russland eingeklemmt. Auch deswegen spielt die Ukraine eine wichtige Rolle: Denn eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet einen Beitritt zur EU, aber auch zum westlichen Militärbund Nato. Putin wiederum befürchtet, dass so in direkter Nachbarschaft eine militärische Bedrohung entstehen würde.
Zudem behauptet Russlands Präsident, es gebe ein Versprechen der Westmächte aus dem Jahr 1990, dass es keine Nato-Osterweiterung geben werde. Deswegen sieht er Russland vom Westen betrogen. Fakt ist aber: Es könnte zwar durchaus mündliche Zusagen diesbezüglich gegeben haben, doch schriftlich wurde dazu nichts fixiert.
Krim-Annexion und Ukraine-Krieg
Bereits in der Vergangenheit unterstützte Russland prorussische Politiker und Separatisten in der Ukraine. Dieser Konflikt zwischen prorussischen und pro-westlichen Interessen entlud sich schliesslich 2013 in den sogenannten Maidan-Protesten: Hunderttausende Ukrainer forderten den Anschluss der Ukraine an die EU.
Dabei kam es zu Massendemonstrationen, bei denen im Februar 2014 über 100 Demonstranten getötet wurden. Russland reagierte darauf mit der Annexion der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer, die vom Westen als völkerrechtswidrig angesehen wird. Moskau habe Grenzen und die territoriale Integrität der Ukraine missachtet.
Seither kommt der Ukraine-Krieg nicht zur Ruhe: In der Ostukraine kämpfen ukrainische Soldaten seit rund acht Jahren gegen von Russland ausgerüstete Separatisten. In den Gebieten um Donezk und Luhansk herum sind zwei «Republiken» ausgerufen worden. Diese werden lediglich von Russland anerkannt.
Minsker Waffenstillstands-Vereinbarungen mehrmals gebrochen
Zwar kam es 2014 und 2015 zu den sogenannten Minsker Waffenstillstands-Vereinbarungen. Gegen diese wurde von beiden Seiten in den letzten Jahren aber mehrfach verstossen. Im Rahmen der Anerkennung der Separatistengebiete nannte Putin sie aber als gescheitert.
Im Frühjahr 2021 begann dann Russland mit der militärischen Aufrüstung an der gemeinsamen Grenze. Kurz vor dem Angriff am 24. Februar sollen rund 150'000 russische Truppen entlang der Grenze stationiert gewesen sein.
Vor dem Angriff forderte Putin von der Nato Garantien, dass die Ukraine nie ins Bündnis aufgenommen wird. Auch andere Staaten Osteuropas und Asiens sollten demnach nicht aufgenommen werden.
Spaltung zwischen prorussischen und pro-westlichen Anhängern
Fakt ist, dass die Ostukraine auch in Sachen Sprache und Politik Russland nahe stehen: Etwa 70 Prozent der dortigen Einwohner bezeichnet russisch als Muttersprache. Ethnisch gesehen ist jedoch nur ein Drittel der Bevölkerung russisch. Bis zum Ausbruch des bewaffneten Konfliktes 2014 war zudem eine prorussische Partei dort vorherrschend.
In Donezk und Luhansk haben die Menschen auch schon bei einem umstrittenen Referendum für die Abspaltung der Ukraine gestimmt. Das Gleiche geschah bei der Annexion der Krim. Das Land ist zwischen prorussischen und pro-westlichen Anhängern gespalten.
Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm sich bei Amtsantritt wie bereits sein Vorgänger vor, den Ukraine-Krieg zu beenden. Zudem möchte sich die Regierung mit der Nato, der EU und einzelnen europäischen Staaten verbünden. Ein Nato-Beitritt wurde 2019 sogar in der Landesverfassung verankert. Das wird auch von einer Mehrheit der Bevölkerung unterstützt.
Streit um möglichen Nato-Beitritt
Genau das gilt es aus Putins Sicht auf jeden Fall zu verhindern. Doch ein Nato-Beitritt der Ukraine schien bis zuletzt ohnehin unrealistisch: Denn diesem müssten einerseits alle aktuellen Mitgliedsstaaten zustimmen. Schon das scheint wegen der aktuellen politischen Situation in Osteuropa unrealistisch zu sein.
Auch die Annexion der Krim und der Ukraine-Krieg hätten bis anhin alle Bemühungen zunichtegemacht. Laut einem Nato-Artikel hätten nämlich alle Mitgliedsstaaten militärisch in die Ukraine eingreifen müssen deswegen. Das hätte einen Krieg aller Nato-Staaten mit Russland zur Folge gehabt.
Dennoch erhielt die Ukraine militärische Unterstützung und Hilfe von einigen Nato-Mitgliedern wie der USA und Grossbritannien. Zum Ärger von Putin. Andere wie Deutschland hatten sich bis zum Angriff Russlands geweigert, Waffen in die Ukraine zu liefern.