Ukraine Krieg: Darum steht Serbien zu Wladimir Putin
Der Ukraine-Krieg hat in Europa zu viel Solidarität mit den Opfern geführt. In Serbien gingen zuletzt aber Tausende für Russland und Putin auf die Strasse.
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende nahmen zuletzt an einer pro-russischen Demonstration in Belgrad teil.
- Diese pro-russische Haltung einiger Serben hat mehrere Gründe.
- Serbiens Präsident Aleksandar Vucic ist ein jahrelanger Verbündeter von Wladimir Putin.
Seit Russland den Ukraine-Krieg begonnen hat, gleichen sich die Bilder aus europäischen Städten: Grosse Kundgebungen zu Solidarität mit der Ukraine finden statt.
Doch in der serbischen Hauptstadt zeigt sich am Freitag vor einer Woche ein komplett anderes Bild. Tausende gehen mit russischen Fahnen und Putin-Porträts durch die Strassen Belgrads. Dabei bekunden sie ihre Solidarität mit dem russischen Präsidenten und dessen Angriffskrieg. Viele skandieren dabei Nato-feindliche Parolen.
Schliesslich seien Russen Brüder der Serben und würden die Ukraine von Neonazis befreien, plappern sie die Putin-Propaganda nach. Ähnlich titeln auch einige serbische Boulevardmedien. Serbien sieht sich traditionell mit dem sogenannten orthodoxen «Brudervolk» im Osten verbündet.
Anti-Nato-Verbündete und Wirtschaftspartner
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic gilt zudem als jahrelanger Verbündeter von Wladimir Putin. Das Land hegt historisch enge Beziehungen zu Russland und ist ausserdem abhängig von russischem Öl und Gas. Erst im November einigten sich Putin und Vucic auf weitere russische Gaslieferungen an Serbien zum Vorzugspreis.
Zudem protestierte Russland 1999 stark gegen die Nato-Bombardierung Serbiens. Aus dieser Zeit stammt grösstenteils auch die Nato-feindliche Haltung Serbiens. Russland erkennt zudem die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an. Für Putin ist Serbien wiederum ein wichtiger Verbündeter auf dem Balkan.
Gleichzeitig gilt Serbien als Kandidat für einen EU-Beitritt. Dementsprechend ist jede Reaktion Vucics auf den Ukraine-Krieg eine politische Gratwanderung. Dies gilt auch mit Blick auf die im April anstehenden Wahlen: Denn der seit 2017 regierende Staatschef stellt sich am 3. April zur Wiederwahl.
Keine Sanktionen wegen Ukraine-Krieg
Auch deshalb meldete er sich erst am Samstag zum Ukraine-Krieg zu Wort – ohne dabei aber Putin überhaupt zu erwähnen. Er sprach zwar «volle Unterstützung für die territoriale Integrität der Ukraine» aus, Sanktionen gegen Russland werde Serbien aber nicht ergreifen.
Dem Text der UN-Resolution gegen die russische Invasion hat Serbien zwar zugestimmt, dort werden aber auch keine Sanktionen erwähnt. Mit dem Verzicht auf Sanktionen habe Serbien laut EU-Erklärung seine Beitrittschancen in absehbarer Zukunft erheblich beschädigt.
In Serbien wird die Intervention der Nato von 1999 als Verletzung des Völkerrechts angesehen. Auch schon deshalb gibt es Serben, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf verurteilen. Zudem fand am Samstag in Belgrad auch eine Solidaritätskundgebung für die Ukraine statt.
Diesen Serben wird Vucic bis zur Wahl erklären dürfen, weswegen Putin einen Staat bombardieren darf, ohne sanktioniert zu werden. Das tut er bereits: Indem er das Risiko hervorhebt, dass Russland dann nicht mehr die «territoriale Integrität Serbiens im Uno-Sicherheitsrat» unterstützen könnte.