Ukraine-Krieg: Das bedeutet Selenskis Energieengpass für Europa
Die russische Armee hat es im Ukraine-Krieg zuletzt auf die Energieversorgung abgesehen. Mit einem konkreten Ziel, erklärt ein Experte gegenüber Nau.ch.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland hat bei den jüngsten Angriffen verstärkt wichtige Kraftwerke ins Visier genommen.
- Die Angriffe haben in der Energie-Infrastruktur der Ukraine schwere Schäden hinterlassen.
- Laut eines Experten könnte das im Winter zu einer neuen Flüchtlingswelle führen.
Als Russland letzte Woche damit begann, im Ukraine-Krieg mehrere Städte mit Raketen zu beschiessen, schien das Motiv eindeutig: Kreml-Chef Wladimir Putin will sich für den Anschlag auf die Krim-Brücke rächen.
Inzwischen ist klar, dass die russische Armee mit den Bombardierungen konkrete Absichten hat. Gezielt wird besonders oft auf die Energieinfrastruktur der Ukraine, die mit Drohnen und Raketen beschädigt werden soll.
Dieser Plan scheint für die Russen im Moment auch aufzugehen. 30 Prozent der ukrainischen Kraftwerke seien durch die Angriffe zerstört worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kürzlich.
Ukraine-Krieg: Putin will Ukrainer nach Europa drängen
Teil von Putins Plan sei dabei die Einschüchterung der ukrainischen Bevölkerung, erklärt Russland-Experte Ulrich Schmid: «Die Angriffe sollen die Gesellschaft destabilisieren und Flüchtlingswellen auslösen, das gehört zur russischen Taktik.»
Gerade für den kommenden Winter ist es für die Ukraine wichtig, die Wirtschaft und die Bevölkerung mit Strom zu versorgen. Wenn es nun vermehrt zu Stromausfällen kommt, könne dies laut Schmid mehr Menschen nach Westeuropa zwingen.
Diese russische Vorgehensweise sei grundsätzlich nicht neu, sagt Schmid. Bereits früh im Ukraine-Krieg hätten es die Truppen von Putin auf die Atomkraftwerke von Tschernobyl und Saporischschja abgesehen.
Das Ziel sei dabei immer gleich geblieben: «Russland will die Energieversorgung als Erpressungsmittel gegen die ukrainische Zivilbevölkerung einsetzen. Damit soll eine Verhandlungslösung erzwungen werden», erklärt Schmid.