Ukraine-Krieg: Deshalb ist die Kleinstadt Bachmut so entscheidend
Im Ukraine-Krieg wird seit Wochen heftig um Bachmut gekämpft. Ein Experte erklärt, wieso die Kleinstadt mit ehemals 75'000 Einwohnern entscheidend sein kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Die schwersten Kämpfe im Ukraine-Krieg konzentrieren sich derzeit um die Stadt Bachmut.
- Beide Seiten sind festgefahren in einen Schützengrabenkrieg mit hohen Verlusten.
- Ein Experte erklärt, wieso die Kleinstadt in der Region Donezk entscheidend sein kann.
Seit Wochen dauern im Ukraine-Krieg die erbitterten Kämpfe um die Stadt Bachmut an. Beide Seiten berichten fast täglich von neuen Fortschritten oder Niederlagen – oft geht es um winzige Dörfer.
Aber wieso ist die kleine Stadt, in der vor dem Krieg nur etwa 75'000 Menschen lebten, im Ukraine-Krieg so wichtig?
Marcel Berni von der Militärakademie der ETH Zürich sagt: Bachmut ist ein regionaler Verkehrsknotenpunkt. «Wenn die Russen nun Bachmut einnehmen könnten, kämen die dahinter liegenden Städte Slowiansk und Kramatorsk wohl stärker in russische Artilleriereichweite.»
Die Schlacht um Bachmut müsse im Kontext der angestrebten russischen Kontrolle über die ganze Region Donezk gesehen werden.
Gerade für Kremlchef Wladimir Putin könnte die Eroberung der Stadt aber auch aus anderen Gründen entscheidend sein. Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen erklärt: «Dies würde in Russland signalisieren, dass man den toten Punkt überwunden hat und wieder in einen Bewegungskrieg übergehen kann.»
«In Bachmut geht es auch um Prestige»
«In Bachmut geht es beiden Seiten aber angesichts der bereits investierten Anstrengungen auch um Prestige», fügt Berni hinzu. Präsident Wolodymyr Selenskyj präsentierte kürzlich im US-Kapitol eine Flagge der Verteidiger von Bachmut. Zugleich wolle auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin dort die Schlagkraft seiner Gruppe beweisen.
Dieser bezeichnete Bachmut kürzlich als «Fleischwolf» für die russischen Truppen. Derzeit haben sich nämlich beide Seiten rund um die Stadt eingegraben. «Sie führen einen mörderischen Schützengrabenkrieg», so Schmid gegenüber Nau.ch.
Wieder höhere Verluste im Ukraine-Krieg
In Bachmut erleiden derzeit beide Seiten hohe Verluste. Gemäss britischen Geheimdienstinformationen hat Russland in zwei Wochen so viele Soldaten verloren, wie seit der ersten Kriegswoche nicht mehr. Die Zahlen hat der Kreml bislang nicht bestätigt.
Update: Chart showing daily average Russian losses as at February 2023. Source: General Staff of the Ukraine Armed Forces. pic.twitter.com/V0j2Cb2caS
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) February 12, 2023
Grund für die hohen Verluste sei vor allem, dass es Russland an der Front an ausgebildetem Personal und Ressourcen fehlt. Dies bedeutet Hoffnung für die Ukraine.
«Die Ukraine kann Bachmut wahrscheinlich noch halten, die Frage ist zu welchem Preis», sagt Schmid. «Auch die Ukraine erleidet hohe Verluste in Bachmut.»
«Es scheint, als wäre die ukrainische Armee jedoch weiterhin bereit, diesen Preis zu zahlen», ist Berni überzeugt. Offenbar plane die Ukraine immer noch, die russischen Kräfte im «Fleischwolf» Bachmut abzunützen und zu verzögern.