Ukraine Krieg: Immer mehr Energie-Mitarbeiter in Ukraine tot
Das Kiewer Stromnetz ist massiv beschädigt. Ein Blackout wird immer realistischer. Doch Energie-Gigant Maxim Timchenko gibt alles, um die Menschen zu retten.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Wochen attackieren russische Truppen gezielt die Kiewer Energieversorgung.
- Maxim Timchenko, CEO eines Energieversorgers, versucht ein Blackout zu verhindern.
Es fehlt an Wasser, auch der Strom fällt immer wieder aus. Seit den gezielten russischen Angriffen auf die Kiewer Infrastruktur fehlt es den Bewohnern der ukrainischen Hauptstadt an allem.
Sogar einen kompletten Zusammenbruch der Energieversorgung schliesst Bürgermeister Vitali Klitschko nicht mehr aus: «Unsere Feinde tun alles dafür, damit diese Stadt ohne Heizung, ohne Strom, ohne Wasserversorgung dasteht – allgemein: dass wir alle sterben.»
Stand heute sind mehr als 30 Prozent der gesamten Infrastruktur zerstört, wie Maxim Timchenko gegenüber der «Handelszeitung» erklärt. Der CEO des grössten privaten Energieversorgers der Ukraine tut in diesen Tagen alles, um ein Blackout zu verhindern.
Bereits fünf beschädigte Wärmekraftwerke brachte er wieder zum Laufen. Bei anderen Anlagen oder Umspannwerken werde es aber noch etwas dauern, so der 47-Jährige. Gerade deshalb habe er sich dazu entschlossen, den Strom partiell abzuschalten.
Aktuell seien es fünf bis zehn Stunden pro Tag. Folgen keine weiteren Angriffe, könne das Stromnetz jedoch in nur zwei bis drei Wochen wieder komplett hochgefahren werden. Doch davon geht Timchenko derzeit nicht aus – im Gegenteil. «Wir bereiten uns darauf vor, dass es weitere massive Anschläge gibt.»
Ukraine-Krieg kostet dem Energieversorger Millionen
Die schweren russischen Anschläge kosteten sein Unternehmen, der DTEK, bereits 1,42 Milliarden Hrywnja. Umgerechnet sind das 36,6 Millionen Franken. «Die grössten Verluste sind jedoch nicht finanzieller, sondern menschlicher Natur», betont der 47-Jährige.
Denn: Seit Februar kamen 99 seiner Mitarbeitenden ums Leben, 245 wurden verletzt. Heute würden deshalb nur noch all jene vor Ort arbeiten, die für den Betrieb unerlässlich sind. «Sie haben wir mit Spezialausrüstung oder Uniformen ausgestattet», sagt Timchenko. Dazu gäbe es an jedem Ort auch Bunker zum Schutz vor Bomben.
«Unsere Arbeit für die Energieversorgung der Ukraine ist meiner Ansicht nach jetzt genauso bedeutend wie das Militär.» So begründet Timchenko den lebensbedrohlichen Einsatz seines Teams. «Unsere Energieingenieure geben alles, um die Menschen warm und am Leben zu halten.»