Ukraine-Krieg: Kiew geht gegen korrupte Armee-Rekrutierer vor
Zahlreiche ukrainische Männer haben offenbar dafür bezahlt, um nicht im Ukraine-Krieg kämpfen zu müssen. Die Regierung in Kiew reagiert und greift durch.
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende Ukrainer sollen Bestechungsgelder gezahlt haben, um dem Kriegsdienst zu entgehen.
- Bis zu 10'000 Dollar habe ein ärztliches Attest gekostet, heisst es.
- Präsident Selenskyj hat die Entlassung von mehreren hochrangigen Beamten angeordnet.
Seit der Ukraine-Krieg begonnen hat, ist es Männern im Alter von 18 bis 60 Jahren untersagt, das Land zu verlassen. Für sie gilt die Wehrpflicht im Kampf gegen die russische Invasion.
Ausnahmen gibt es nur wenige. So sind beispielsweise medizinische Probleme oder ein Studium im Ausland Gründe, um der Einberufung zu entgehen. Auch alleinerziehende Väter oder Männer mit mehr als drei Kindern sind ausgenommen.
Korrupte Armee-Rekrutierer im Ukraine-Krieg
Eine Untersuchung hat nun aber ergeben, dass sich Tausende von Ukrainern unrechtmässig der Kriegspflicht entzogen haben. Das berichtet die «Financial Times» unter Berufung auf ukrainische Ermittler.
Korrupte Armee-Rekrutierer hätten Bestechungsgelder angenommen, um Ausnahmegenehmigungen zu erteilen, heisst es. Präsident Selenskyj hat daraufhin am letzten Freitag die Entlassung aller regionalen Rekrutierungschefs angeordnet.
10'000 Dollar für Attest
Der Bericht zeigt: Um nicht im Ukraine-Krieg kämpfen zu müssen, haben viele Männer offenbar tief in die Tasche gegriffen. Die Kosten für Bestechungsgelder hätten von Region zu Region geschwankt. Aber: Viele Wehrdienstverweigerer seien aufgefordert worden, rund 6000 Dollar für ein ärztliches Attest zu bezahlen.
Einer der Drahtzieher in der Korruptions-Affäre soll Jewgen Borissow, der Leiter des Rekrutierungszentrums in Odessa, sein. Laut «Financial Times» werde vermutet, dass er mehr als fünf Millionen Dollar an Bestechungsgeld kassiert hat. Bis zu 10'000 Dollar soll er für eine Ausnahmegenehmigung verlangt haben.
Wegen Leuten wie Borissow stellt Präsident Selenskyj das Rekrutierungssystem auf den Kopf. Hochrangige Beamte werden gefeuert und ersetzt. Es sollen Menschen in der Verantwortung stehen, «die genau wissen, was Krieg ist», fordert Selenskyj.