Ukraine-Krieg: «Kostet wertvolle Zeit, Ukraine-Soldaten umzuschulen»
Der Stopp der US-Militärhilfen dürfte ein Wendepunkt im Ukraine-Krieg darstellen. Europa kann vieles kompensieren, aber nicht alles.

Das Wichtigste in Kürze
- Die USA stoppen vorläufig ihre Militärhilfen für die Ukraine.
- Um diese zu kompensieren, sei von Europa eine schnelle Reaktion gefragt, sagt ein Experte.
- Für neue Waffen müssten die Ukrainer umgeschult werden – «das kostet wertvolle Zeit».
Donald Trump lässt die Militärhilfen seines Landes an die Ukraine stoppen. Damit erhöht der US-Präsident den Druck auf Amtskollege Wolodymyr Selenskyj, seinem Friedensplan zu folgen.
Zuletzt kam es in Washington zum grossen Zerwürfnis der beiden Staatschefs.
Für die Ukraine – der die USA im Gegensatz zu Russland klare Forderungen stellt – wird es jetzt ganz hart.
Ulrich Schmid, Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen, sagt gegenüber Nau.ch: «Der Ausfall der US-Militärhilfe ist ein schwerer Schlag für die Ukraine.»
Laut Selenskyj liefern die USA 30 Prozent der von der Ukraine eingesetzten Waffen und Munition.
Schätzungen gingen bisher davon aus, dass die Ukraine mit Bidens Waffenlieferungen noch etwa ein halbes Jahr gleich intensiv weiterkämpfen könne.
Umschulung auf europäische Waffen «kostet wertvolle Zeit»
Und dann? Fraglich bleibt, ob Europa den Ausfall der US-Hilfen auffangen kann. «Besonders wichtig sind die Raketenabwehrsysteme», sagt Russland-Experte Schmid.
Denn: Die amerikanischen Lieferungen von Raketen für die Flugabwehrsysteme des Typs Patriot kann Europa nicht ersetzen. Es drohen Schwachstellen in der ukrainischen Flugabwehr.
Zudem ist die Ukraine auch auf das von Elon Musks SpaceX betriebene Satellitennetzwerk Starlink angewiesen.
Inwiefern kann Europa nun in die Bresche springen?
Es sei eine schnelle Reaktion gefragt, «wenn dieser Ausfall kompensiert werden soll», sagt Schmid.
«Erste positive Signale kommen aus Norwegen. Allerdings müssen ukrainische Soldaten auch umgeschult werden, falls nun neue Systeme oder Waffen geliefert werden. Das kostet wertvolle Zeit.»
Ob Trumps Druck funktionieren wird oder nicht – die amerikanische Unterstützung stehe «in jedem Fall auf wackligen Beinen».
Trump habe den Eklat im Oval Office «wahrscheinlich inszeniert». Dies, um Selenskyj die Schuld für das Scheitern von Friedensverhandlungen in die Schuhe zu schieben.
Trump scheint «bereit, Putin in allen Punkten nachzugeben»
Dass hinter Trumps Ukraine-Politik persönliche Probleme mit Selenskyj stecken, glaubt Schmid indes nicht.
«Trump hat bisher bei der Planung von Friedensverhandlungen noch keine einzige Forderung an die Adresse des Kremls gerichtet.»
Und: «Die Ereignisse der letzten Wochen legen den Schluss nahe, dass Trump bereit ist, Putin in allen Punkten nachzugeben.» Zudem scheine er einen russischen Siegfrieden zu akzeptieren.
Ukraine bleibt so nur noch Europa – oder ein aufgezwungenes Aufgeben.