Ukraine Krieg: Moskau überlässt Wagner-Truppe «das exzessive Töten»
Ein Experte vergleicht die Rolle der Wagner-Truppe im Ukraine-Krieg mit jener der Waffen-SS. Die Söldner hätten die Lizenz zum Töten.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einem Experten führt die Wagner-Gruppe Aufgaben aus, die die Armee nicht will.
- Die Söldner hätten «eine Lizenz zum Töten».
- Einen Putsch Putins durch Prigoschin schliesst der Russland-Experte aus.
Russland stritt stets ab, mit den Söldnern der Wagner-Gruppe in Verbindung zu stehen. Doch seit Herbst 2022 ist dies anders: Jewgeni Prigoschin bestätigte offiziell, die Gruppe gegründet zu haben und im Ukraine-Krieg zu kämpfen.
Für Russland besteht einer der Vorteile der Wagner-Gruppe darin, dass sie nicht an die Genfer Konvention gebunden ist. Dies sagt Russland-Experte Andreas Heinemann-Grüder bei «n-tv». «Die Söldner haben gewissermassen eine Lizenz zum Töten.»
Er vergleicht sie mit den Einsatztruppen der deutschen Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg: «Auch die haben Aufgaben erledigt, die die Wehrmacht nicht erledigen sollte.» Die «Killeroperationen» seien an SS-Einheiten ausgelagert worden, weil negative Auswirkungen für die Wehrmacht befürchtet worden seien.
Ähnlich sei es nun auch im Ukraine-Krieg: «Das exzessive Morden wird Wagner überlassen», so Experte Heinemann-Grüder. Dadurch entstünde in der Wagner-Gruppe auch eine Gewaltkultur als Disziplinierungsmittel.
Prigoschin kritisiert immer wieder die russische Armee und das Verteidigungsministerium. Ihm werden auch Regierungs-Ambitionen nachgesagt, es wird spekuliert, dass er mit seiner Söldner-Truppe putschen und die Macht übernehmen wird.
Heinemann-Grüder hält das aber für ausgeschlossen. Putin sei nicht von einem Sicherheitsapparat abhängig. Er habe mehrere konkurrierende Sicherheitsapparate – die Armee, die Geheimdienste und Wagner –, die er gegeneinander ausspielen könne. «Würde sich Putin von einem abhängig machen, dann würde er zu dessen Geisel werden.»
Experte: Wagner-Gruppe im Ukraine-Krieg von Armee abhängig
Auch Prigoschins Kritik käme Putin gelegen. Denn seine Macht basiere auf einem «System der wechselseitigen Schuldzuweisungen». «Prigoschin könnte seine Kritik nicht äussern, wenn er dafür nicht das Okay vom Kreml hätte.»
Experte Heinemann-Grüder hebt auch die Abhängigkeit der Wagner-Gruppen hervor: Sie benötige die Armee für Ausrüstung, Bewaffnung, Logistik und für nachrichtendienstliche Informationen. Die Söldner würden im Ukraine-Krieg nicht unabhängig vom Militär agieren. Sie erhielten Befehle, könnten dann aber relativ eigenständig agieren.
Die Wagner-Söldner sind vor allem in der Stadt Bachmut aktiv. Dort wird im Ukraine-Krieg erbittert gekämpft, beide Seiten können aber kaum Fortschritte verzeichnen.