Ukraine-Krieg – Russen-Ex-Minister: Nach Ukraine «sind Balten dran»
Ein ehemaliger Ministerpräsident Russlands warnt, dass Putin das Baltikum angreifen könnte. Von Gebietsabgaben im Ukraine-Krieg hält Kassjanow wenig.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Oppositionelle Kassjanow warnt vor den Folgen eines russischen Sieges in der Ukraine.
- In diesem Fall würde Putin das Baltikum als Nächstes angreifen.
- Er befürwortet die russische Forderung nach dem Donbass für Frieden nicht.
Seit dreieinhalb Monate herrscht in der Ukraine Krieg. Wie lange Aggressor Russland noch versuchen wird, das Land einzunehmen, ist nicht absehbar. Eine düstere Prognose stellt Michail Kassjanow: Der russische Oppositionelle und Ex-Ministerpräsident unter Wladimir Putin rechnet damit, dass der Ukraine-Krieg noch zwei Jahre dauern wird. Dies sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.
Für das Kriegsende fordert Russland, Kiew soll Territorien im Osten abtreten. Einige westliche Staaten scheinen bereit, den Gebietsverlust der Ukraine in Kauf zu nehmen. Kassjanow hingegen sieht dies kritisch und fragt: «Was hat Putin getan, um das zu verdienen?» Er hoffe, dass der Westen diesen Weg nicht beschreite, denn er halte ihn für falsch.
Der Ex-Ministerpräsident warnt vor den verheerenden Folgen, sollte die Ukraine den Krieg verlieren. «Wenn die Ukraine fällt, ist das Baltikum als nächstes dran», befürchtet Kassjanow. Die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland sind aber – im Gegensatz zur Ukraine – Mitglieder der Nato. Im Baltikum sind auch Truppe des Verteidigungsbündnisses stationiert, im Ukraine-Krieg wurden sie aufgestockt.
Michail Kassjanow war zwischen 2000 und 2004 Ministerpräsident Russlands. Aufgrund von Kritik an der Verurteilung eines Oppositionellen wurde er schliesslich entlassen und entwickelte sich zu einem prominenten Kreml-Kritiker. Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs floh er nach eigener Aussage ins Ausland. Wo er sich befindet, hält er aus Sicherheitsgründen geheim.
Russland musste zum Kriegsbeginn mehrere Schlappen hinnehmen, der Angriff auf Kiew scheiterte, die Belagerung musste abgebrochen werden. Seither konzentriert Putin die Angriffsbemühungen auf den Osten, wo er einige Erfolge verzeichnen konnte. Grosse Teile der Separatistenregionen Luhansk und Donezk konnten eingenommen werden. Die Ukrainer wehren sich aber in den wenigen verbliebenen Donbass-Städten, es wird ein Abnützungskampf erwartet.