Ukraine Krieg: Russen-Spion wollte Gericht in Den Haag infiltrieren
Ein russischer Spion hat im April mit einem Fake-Pass ins ICC in Den Haag eindringen wollen. Brisant: Zu der Zeit wurden Verbrechen im Ukraine-Krieg untersucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Russe wollte den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag infiltrieren.
- Mit einem brasilianischen Pass versuchte er, ins Tribunal zu gelangen.
- Ein Erfolg hätte die Ermittlungen zum Ukraine-Krieg beeinflussen können.
Der russische Geheimdienst hat offenbar versucht, illegal Zugang zum Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag zu erhalten. Wie der britische «Guardian» berichtet, ist ein Russe mit einer gefälschten brasilianischen Identität im April festgenommen worden.
Die Zeitung beruft sich auf niederländische Geheimdienstinformationen. Demnach handle es sich beim Spion um Sergej Tscherkassow. Wie es heisst, habe er sich als Victor Muller Ferreira aus Brasilien ausgegeben.
Der Aktion ging gemäss dem «Guardian» eine jahrelange Vorbereitung voraus. Tscherkassow soll zum russischen Spionage-Programm der «Illegalen» gehört haben. Dieses existiert bereits seit dem Kalten Krieg und wurde zuletzt unter Wladimir Putin wieder wichtiger.
Beweise für Verbrechen im Ukraine-Krieg gefährdet
2010 soll Tscherkassow aka Muller Ferreira in Brasilien losgelegt haben. Unter anderem studierte er in den letzten Jahren in Irland und in den USA. An der Johns-Hopkins-Universität machte er 2020 einen Abschluss.
Brisant ist insbesondere der Zeitpunkt der misslungenen Aktion. Das Gericht in den Niederlanden hat nämlich im April mit der Untersuchung der russischen Verbrechen im Ukraine-Krieg begonnen.
Wäre Tscherkassow ins Gericht gelangt, wäre dies für Russland wichtig gewesen. Er hätte Zugang zum E-Mail-System gehabt. Zudem hätte er Dokumente oder Beweise kopieren, manipulieren oder vernichten können.
Laut dem «Guardian» dürfte die Spionage-Aktivität Russlands in der aktuellen Krise zunehmen. Westliche Quellen der Zeitung befürchten, dass Moskau wegen des Ukraine-Kriegs immer rücksichtsloser vorgehen könnte. Es bleibt entsprechend auch die Frage, wie viele Spione im Westen noch unerkannt für Russland tätig sind.