Ukraine-Krieg: Russen überhäufen Ukraine mit chancenlosen Angriffen
Russland führt im Ukraine-Krieg zahlreiche schlecht ausgerüstete Angriffe aus. Aber so könnten Schwachstellen in der ukrainischen Verteidigung entdeckt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland führt zahlreiche schlecht geplante Angriffe auf ukrainische Dörfer aus.
- Laut einer Expertin sei das Ziel, Mängel in der ukrainischen Verteidigung aufzudecken.
- Putin plane nämlich im Sommer Grossoffensiven.
Das Dorf Tonenke in der Region Donezk wurde von russischen Truppen angegriffen – die ukrainische Armee parierte die Attacke sogleich. Denn der Angriff war schlecht geplant und konnte gut abgewehrt werden.
Doch diese häufigen mechanisierten Bodenangriffe der Russen im Ukraine-Krieg gleichen dem Sandstrahlen: Sie dünnen die ukrainischen Verteidigungen an mehreren Stellen entlang der Frontlinien aus.
Kateryna Stepanenko vom Institut für Kriegsforschung in Washington sagt gegenüber «CNN»: Russlands wahrscheinliches Ziel sei es, die ukrainischen Verteidigungen auf Schwachstellen zu überprüfen. Ausserdem plane Russland im Sommer grössere Offensiven. Die ukrainische Armee soll davor noch so stark wie möglich abgeschwächt werden.
In Bezug auf die Angriffe in der Nähe von Tonenke sagte ein ukrainischer Soldat zu CNN: «Jeden Tag kamen russische Truppen herein, und jeden Tag vernichteten unsere Soldaten sie.»
Die Ukrainer behaupten, die Moral in den feindlichen Reihen sei schlecht: «Sie sind bereit, Bestechungsgelder zu zahlen, was in grossem Umfang geschieht. Sie verletzen sich selbst oder laufen einfach davon, um die Frontlinie zu vermeiden», so Andriy Yusov, Vertreter des ukrainischen Verteidigungsgeheimdienstes.
Experte: Russland drängt «schlecht ausgerüstete Offensiven» voran
Andererseits sagte der stellvertretende US-Aussenminister Kurt Campbell diese Woche, dass Russland trotz immenser Verluste militärisch «fast vollständig neu aufgestellt» sei. Das ermögliche vielleicht, laufende offensive Operationen im Ukraine-Krieg zu intensivieren.
Matthew Schmidt, Professor im Fachbereich Nationale Sicherheit an der Universität von New Haven (USA), sagt: «Russland drängt schlecht ausgerüstete, schlecht besetzte Offensiven voran, wo immer es kann. Aber schlecht besetzt, mit genügend körperlichen Ressourcen, könnte gut genug sein.»
Im Gegensatz dazu ist der Mangel an Arbeitskräften in der Ukraine chronisch. Die Ukraine habe keine andere Wahl, als «sich einzubuddeln», sagt Stepanenko. Sie könnten nur «nach bestem Wissen vorhersagen, wo, wann und mit welcher Intensität russische Kräfte als Nächstes angreifen werden».
Die westlichen Hilfsmittel würden die Situation im Ukraine-Krieg auch nicht massgebend verändern. Matthew Schmidt sagt zu CNN: «Alles, was die Nato der Ukraine geben kann, reicht aus, um ihre Position zu stabilisieren. Aber nicht, um sie wesentlich zu verändern.»
Ukraine-Krieg: Hoffnung in der Unfähigkeit russischer Kommandanten
Die einzige Variable, die das ändern könnte, sei ein grösserer russischer Fehler. Aber darauf zu hoffen, dass dein Feind einen Fehler macht, sei nie eine gute Strategie.
Doch genau das scheint zu passieren, schreibt «CNN»: Ukrainische Beamte sprechen von Erschöpfung und Frustration, schöpfen jedoch Hoffnung aus der Unfähigkeit einiger russischer Kommandanten.
Nach der Schlacht um Tonenke letzte Woche beschrieb ein Soldat die Verblüffung über die schiere Anzahl von russischen Todesopfern. Sie würden «in Bündeln aufgrund der Ambitionen eines kleinen Mannes» sterben, sagte der Soldat. Er bezog sich auf Russlands Präsident Wladimir Putin.