Ukraine Krieg: Sieben Zivilisten bei Evakuierung nahe Kiew getötet
Das Wichtigste in Kürze
- Russland greift im Ukraine-Krieg mehrere ukrainische Städte an.
- Vor Kiew sollen die Invasoren teilweise erfolgreich sein.
- Der Westen plant neue, noch härtere Sanktionen gegen Russland.
Russland konnte an Tag 16 im Ukraine-Krieg im Osten des Landes einige Erfolge verbuchen und Ortschaften einnehmen. In der besetzten Stadt Melitopol soll der Bürgermeister entführt worden sein. Mehrere Städte, darunter Charkiw und vor allem Mariupol, sind eingekesselt und werden täglich beschossen. Russland soll völkerrechtswidrige Waffen einsetzen und will laut Putin die Entsendung freiwilliger Kämpfer in die Ukraine erleichtern.
Westliche Länder verurteilen den Angriffskrieg auf Schärfste und haben schwere Sanktionen gegen das Land und Personen verhängt. Die USA boykottieren russisches Öl und Gas und wollen Handelsbeschränkungen sowie höhere Zölle einführen. Die Schweiz rät, Russland zu verlassen.
Hier erfahren Sie alle neuen Ereignisse im Ukraine-Krieg. Die Geschehnisse vom Freitag können Sie hier nachlesen. Die meisten Angaben russischer und ukrainischer Behörden können nicht unabhängig geprüft werden.
Ukraine Krieg: Der Samstag im Ticker
21.30: Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht nach dem hartnäckigen militärischen Widerstand der Ukrainer erste Veränderungen der Position Russlands. «Jetzt haben sie begonnen, über etwas zu reden. Und nicht einfach Ultimaten zu stellen», sagte er am Samstag vor internationalen Journalisten in Kiew.
Der 44-Jährige ist nach eigenen Worten zufrieden damit. Es sei das erste Mal seit über zwei Jahren sei, dass Moskau zu einem Dialog bereit sei.
21.00: Nach russischen Angaben ist die Evakuierung von Zivilisten in Mariupol erneut gescheitert. Die russische Armee belagert die Hafenstadt im Südosten der Ukraine.
50 Busse hätten wegen Beschusses nicht abfahren können, sagte Generaloberst Michail Misinzew aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Russland beschuldigte ukrainische «Nationalisten», was sich nicht überprüfen lässt. In der Stadt sei die humanitäre Lage sehr schwierig, so das russische Verteidigungsministerium.
Ukraine-Krieg: Zivilisten auf Fluchtkorridor nahe Kiew getötet
20.00: Bei der Evakuierung eines Dorfes östlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Darstellung des ukrainischen Militärgeheimdienstes sieben Bewohner getötet worden. Die Dorfbewohner hätten Peremoha verlassen wollen, als es zu einem Beschuss gekommen sei, teilte der Geheimdienst am Samstagabend mit.
Die Ukraine machte russische Truppen dafür verantwortlich. Diese Angaben liessen sich nicht überprüfen. «Der Schutz von Zivilisten in bewaffneten Konflikten ist durch das humanitäre Völkerrecht geregelt», hiess es in der Mitteilung bei Facebook. Vorsätzliche Angriffe seien deshalb mit Kriegsverbrechen gleichzusetzen.
18.35: Die russische Armee hat bei Angriffen in der Ukraine am Samstag nach eigenen Angaben 79 Militäranlagen zerstört. Darunter seien vier Kommando- und Kontrollzentren der ukrainischen Streitkräfte gewesen. Dies sagte Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Angriffe seien zudem auf sechs Munitions- und Treibstoffdepots geflogen worden. Ausserdem seien ein ukrainischer Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 und drei Drohnen abgeschossen worden. Diese Angaben liessen sich nicht überprüfen.
18.15: Die Moskauer Börse bleibt wegen der Sanktionen die dritte Woche in Folge geschlossen. Bis am 18. März werde es keinen Aktienhandel gegeben, teilte der wichtigste russische Handelsplatz am Samstag der Agentur Tass zufolge mit.
Ukraine-Krieg: 1300 ukrainische Soldaten getötet
16.20: Im Ukraine Krieg sind seit Ausbruch vor mehr als zwei Wochen etwa 1300 ukrainische Soldaten getötet worden. Das sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag vor internationalen Journalisten.
«Bei uns sind etwa 1300 Soldaten getötet worden und bei Russland mehr als 12'000», sagte der Präsident. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
15.45: Nach Darstellung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine könnten sich schon bald «Freiwillige» aus dem Nahen Osten ihrem Kampf anschliessen. «Ich schliesse nicht aus, dass sie in naher Zukunft mit uns sein werden in den Schützengräben. Seite an Seite mit unseren Einheiten bei der Befreiung der Volksrepubliken Donezk und Luhansk mithelfen.»
Der Separatistenführer in Donezk, Denis Puschilin, behauptete auch, es seien bereits Tausende bereit, «zu uns zu kommen».
Teile von Mariupol offenbar in russischer Gewalt
13.38: Die prorussischen Separatisten setzen mit Unterstützung russischer Truppen ihren Vormarsch in Mariupol nach Angaben aus Kiew fort. Der Feind habe östlich gelegene Randbezirke erobert, teilte das ukrainische Militär am Samstag mit. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium bereits die Einnahme mehrerer Stadtteile gemeldet.
Mariupol am Asowschen Meer mit 400'000 Einwohnern wird im Ukraine-Krieg seit Tagen belagert. Die humanitäre Lage spitzt sich dramatisch zu.
Die umkämpfte Kleinstadt Isjum im Gebiet Charkiw soll laut ukrainischen Angaben bereits etwa zur Hälfte unter russischer Kontrolle stehen.
12.57: 79 Kinder wurden bisher im Ukraine-Krieg getötet, 100 wurden verletzt. «Diese Zahlen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit», teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft am Samstag mit.
Russland droh mit Angriffen auf westliche Waffenlieferungen
12.54: Russland hat den Westen erneut mit Nachdruck vor Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt. Ein Konvoi mit neuen Rüstungsgütern könne von russischen Streitkräften als Ziel genommen werden. Das sagte der russische Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow am Samstag im Moskauer Staatsfernsehen.
«Das ist einfach ein gefährlicher Zug», sagte Rjabkow. Auch Deutschland gibt Waffen an die Ukraine. Zudem hatte die EU neue Mittel für militärische Hilfe in Aussicht gestellt.
11.50: Die russische Armee hat im Ukraine-Krieg bei Angriffen auf die Hafenstadt Mykolajiw in der Südukraine auch Spitäler beschossen. Wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurde die Stadt nahe Odessa in der Nacht zum Samstag ununterbrochen beschossen. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.
In dem Krebszentrum waren während des Angriffs weder Patienten noch Angestellte. In der Augenklinik brachten sich Patienten im Keller in Sicherheit. «Wir haben die ganze Nacht im Keller verbracht, alle haben gezittert, die Patienten hatten Angst», sagte Klinikleiterin Kasimira Rilkowa. Zur Zahl der Patienten machte sie keine Angaben.
In dem neu renovierten Krebszentrum, in dem sich Patienten tagsüber einer Chemotherapie unterziehen, gingen Fenster zu Bruch. An den Türen waren Einschusslöcher zu sehen.
10.45: Auf Sozialen Medien kursiert derzeit ein eindrückliches Foto. Darauf sind hunderte bis Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine zu sehen, die an einem Bahnhof warten.
Das Foto kursiert bereits seit Anfang März. Der CEO der ukrainischen Bahn Ukrainern Railways teilte das Bild gstern erneut auf LinkedIn.
Dazu schrieb er: «Meine Bewunderung gilt unserem unglaublichen Team, das dies möglich gemacht hat.» Sogar der Präsident der Deutschen Eisenbahn-Ingenieure reagierte und schrieb «Respekt an die ukrainische Bahn und ihr Team.»
Russische Truppen nur noch knapp 25 Kilometer von Kiew entfernt
09.25: Laut dem britischen Geheimdienst sind die russischen Bodentruppen nur noch knapp 25 Kilometer von Kiew entfernt. Zudem stehen die Städte Charkiw, Tschernihiw, Sumy und Mariupol weiterhin unter schwerem russischen Beschuss.
Zur Rettung von Zivilisten sind nach Angaben aus Kiew am Samstagmorgen mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore geplant gewesen.
Es ist der fünfte Versuch im Ukraine-Krieg, die Stadt am Asowschen Meer zu erreichen. Bisher kamen die vereinbarten Korridore nie zustande. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern. Die prorussischen Separatisten brachten nach eigenen Angaben seit Freitagmorgen 217 Zivilisten aus Mariupol in Sicherheit.
Militär-Konvoi hat sich aufgelöst
08.37: Die russischen Truppen rücken im Ukraine-Krieg immer weiter vor. Der bis zu 70 Kilometer lange russische Militärkonvoi hat sich nun offenbar aufgelöst, berichtet CNN.
Die Truppen hätten sich auf die Wälder und Wohngebiete rund um Kiew verteilt. Faktisch ist die Stadt nun eingekesselt – ein Einmarsch ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Auch in Odessa am Schwarzen Meer rechne man seit Tagen mit einem Überfall. Fällt Odessa, so der deutsche Sender NTV, habe Putin eine weitere strategisch wichtige Stadt erobert. Odessa ist der grösste Seehafen der Ukraine.
06.25: Italienische Behörden haben eine weitere Megajacht festgesetzt, die einem russischen Milliardär zugerechnet wird.
Das auf einen Wert von rund 530 Millionen Euro geschätzte Schiff namens «Sailing Yacht A» liegt im Hafen von Triest. Beamte der italienischen Finanzpolizei setzten es am Freitag fest, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
06.00: Mittlerweile sind 70 Prozent des Gebietes Luhansk im Osten des Landes von russischen Truppen besetzt. Das teilte der Leiter der Regionalverwaltung des Gebietes Luhansk, Serhij Hajdaj, in der Nacht zu Samstag auf Facebook mit.
Jene Orte, die noch unter der Kontrolle Kiews stünden, seien dauerndem Beschuss ausgesetzt. Es gebe Dutzende verletze und getötete Zivilisten. Gleichzeitig kämen keine Fluchtkorridore für Menschen aus der Region zustande. Diese Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
05.45: Der frühere Schach-Weltmeister und Kreml-Kritiker Garri Kasparow hat sich für weitere Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Insbesondere auch gegen die Erdgas- und Ölindustrie.
«Das Ölembargo selbst ist natürlich wichtig, aber das Entscheidende ist jetzt die technologische Blockade», sagte Kasparow der «Augsburger Allgemeinen» (Samstagausgabe). «Die russische Öl- und Gasindustrie kann ohne westliche Technologien nicht arbeiten.»
Ukraine Krieg: Mehrere Städte unter Beschuss
05.00: Mehrere Städte in der Ukraine haben in der Nacht zu Samstag erneut Kämpfe und Beschuss gemeldet.
In der Hauptstadt Kiew wurde in der Nacht mindestens dreimal Flugalarm ausgelöst. Laut CNN war in der Stadt aus der Ferne am Samstagmorgen «minutenlanger» Beschuss zu hören.
Neue Luftangriffe auch im Westen der Ukraine
Im südukrainischen Gebiet Mykolajiw sollen mehrere Wohnhäuser und Autos beschädigt worden sein. Auch eine Krebsklinik soll Schaden genommen haben. In der Hauptstadt Kiew wurde mindestens drei Mal Flugalarm ausgelöst, CNN berichtete von minutenlangem Beschuss in Hörweite. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
04.25: Die Evakuierung von Menschen aus belagerten und umkämpften Städten in der Ukraine soll am Samstag weitergehen.
Für das Gebiet Sumy im Nordosten des Landes seien sechs Fluchtkorridore geplant. Dies teilte der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht zu Samstag auf Telegram mit. Demnach sollen Zivilisten aus Sumy, Trostjanets, Lebedin, Konotop, Krasnopillja und Velika Pysarivka in die zentralukrainische Stadt Poltawa gebracht werden.
Ukraine Krieg: Kiew ist «bereit zu kämpfen»
04.00: Kiew befindet sich laut der Ukraine im «Belagerungszustand». Russische Attacken auf Vororte der Hauptstadt sind teilweise erfolgreich.
Die im Nordwesten gelegenen Vorstädte werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert und auch von Nordosten nähern sich russische Soldaten. Um die nach Kiew führenden Autobahn gibt es heftige Gefechte.
Russland versucht laut dem ukrainischen Generalstab, die Hautpstadt zu blockieren. Dafür würde auch ein Vorort im Süden angegriffen. Kiew sei aber «bereit zu kämpfen» und werde «standhaft bis zum Ende sein», twitterte ein Präsidentenberater.
02.30: Nach Ansicht von Joe Biden muss eine direkte militärische Konfrontation in der Ukraine zwischen den USA und Russland verhindert werden. Ansonsten komme es zu einem «dritten Weltkrieg».
Das US-Militär und die Nato-Partner würden «jeden Zentimeter» des Bündnisgebiets «mit voller Macht» verteidigen. Dies schrieb der Präsident auf Twitter. «Aber wir werden in der Ukraine keinen Krieg mit Russland führen. Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland ist der dritte Weltkrieg.»
Ukraine Krieg: Selenskyj fordert Freilassung von Bürgermeister
01.55: Brasilien will vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs seine Abhängigkeit von importierten Düngemitteln aus Russland reduzieren. Die Regierung in Brasilia erliess am Freitag per Dekret einen entsprechenden Aktionsplan.
01.00: Präsident Selenskyj hat die Freilassung des Bürgermeisters der von russischen Truppen besetzten Stadt Melitopol gefordert.
Druck auf Bürgermeister oder ihre «physische Eliminierung» werde Russland nicht dabei helfen, ukrainische Städte zu übernehmen. Dies sagte der ukrainische Präsident in einer Videoansprache in der Nacht zu Samstag. Ein derartiges Vorgehen sei ein «Zeichen der Schwäche» Russlands.