Ukraine-Krieg: So abscheulich sind die Kriegsverbrechen
Im Ukraine-Krieg wurden zahlreiche Kriegsverbrechen von russischen Soldaten dokumentiert. Betroffene schildern in ihren Berichten grausame Gewalt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Tschernihiw, Charkiw und dem Kiewer Umland wurden Kriegsverbrechen dokumentiert.
- Augenzeugen berichten von Hinrichtungen, Vergewaltigungen und Plünderungen.
«Human Rights Watch» hat im Ukraine-Krieg zahlreiche Beweise für massive Kriegsverbrechen russischer Soldaten zusammengetragen. Die Menschenrechtsorganisation schildert Fälle von Vergewaltigungen, zwei Hinrichtungen und mehreren weiteren Übergriffen und Plünderungen.
In allen Fällen konnten die Aktivisten mit Zeuginnen und Zeugen vor Ort und telefonisch sprechen. Konkret wurden demnach Fälle in den Regionen Tschernihiw, Charkiw und dem Kiewer Umland untersucht. Diese sollen sich in den ersten beiden Wochen kurz nach Beginn der Invasion zugetragen haben.
Unter den dokumentierten Verbrechen ist auch ein Fall aus dem im Ukraine-Krieg zurückeroberten Butscha. Das ist die Stadt, in der ukrainische Truppen am Samstag nach deren Befreiung Dutzende Tote auf den Strassen vorfanden.
In dem Bericht von «Human Rights Watch» beschreibt eine Frau, wie die Putin-Soldaten in Butscha einen Mann hinrichteten. Gemeinsam mit vier weiteren Personen habe er sich niederknien müssen, so die Zeugin. Anschliessend sei ihm in den Hinterkopf geschossen worden.
Ukraine-Krieg: Junge Frau unter Androhung des Lebens vergewaltigt
Weiter Berichte aus anderen Regionen verdeutlichen, mit welcher Brutalität die russischen Truppen vorgingen. So soll es auch in einem Dorf nahe Tschernihiw zu Hinrichtungen gekommen sein. Sechs Männer wurden demnach auf einer Strasse zusammengetrieben. Danach sei ihnen in den Kopf geschossen worden.
Die Mutter eines der Ermordeten war die dortige Zeugin. Sie sagt: «Sie gingen raus in den Rauch. Man sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, sie würden den Männern nur ein wenig Angst einjagen.» Ihre Familie sei etwa 50 Meter hinterher gelaufen – dann hätten sie Schüsse gehört. «Sie waren alle gefesselt und hatten Einschusslöcher in ihren Köpfen»
Von brutalen Vergewaltigungen berichtet eine 31-Jährige aus der Region Charkiw. In einer Schule im örtlichen Mala Rohan habe sich ein russischer Soldat mehrfach an ihr vergangen. In dem Gebäude habe sie zuvor mit mehreren geflüchteten Familien Unterschlupf gefunden.
Sie berichtet, dass der Soldat sie mit einem Messer im Gesicht und Nacken verletzt habe. Er habe sie unter anderem zu Oralsex gezwungen, so die Frau. «Die ganze Zeit hielt er dabei eine Pistole an meine Schläfe. Zweimal schoss er in die Decke und sagte, das sei, um mich mehr zu ‹motivieren›.»
Über ein weiteres Kriegsverbrechen berichtet ein Überlebender aus dem Kiewer Vorort Worsel. Dort sollen Kreml-Soldaten einen 14-Jährigen und seine Mutter ermordet haben. Nachdem sie eine Nebelgranate in ein Haus geworfen hätten, sei das Feuer auf die zwei Geflohenen eröffnet worden. Der Junge sei sofort tot gewesen, die Mutter erlag zwei Tage später ihren Verletzungen.
Ukraine-Krieg: Aktivisten sehen Russland in der Verantwortung
Hugh Williamson, Europa-Leiter von «Human Rights Watch», spricht von «unaussprechlicher, absichtlicher Gewalt und Brutalität gegen ukrainische Zivilisten».
Er hält fest: «Vergewaltigungen, Mord und andere gewaltvolle Angriffe gegen Menschen in den Händen russischer Truppen sollten als Kriegsverbrechen untersucht werden.»
Der Aktivist sieht demnach Russland in der Verantwortung für die Verbrechen. Das Land habe eine international bindende Verantwortung, mutmassliche Verbrechen seiner Soldaten zu untersuchen.
«Die Kommandeure sollten wissen, dass Nichthandeln im Angesicht von Vergewaltigung und Mord sie persönlich verantwortlich macht für Kriegsverbrechen.»