Ukraine-Krieg: So spielt Israel-Eskalation Putin in die Hände
Israel erklärte am Samstag nach Angriffen der Hamas den Kriegszustand. Welche Folgen hat diese Eskalation auf den Ukraine-Krieg? Ein Experte ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hamas und Israel bekämpfen sich und mobilisieren neue Kräfte.
- Die «Militäroperation» der militanten Palästinenser forderte bereits viele Tote.
- Was in Israel zurzeit geschieht, hat auch Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine.
Seit Samstagmorgen schaut die Welt auf Israel: Nach Raketenangriffen und Zivilisten-Geiselnahmen durch Kämpfer der Hamas hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Kriegszustand ausgerufen.
Über 700 Menschen sind gemäss Angaben der israelischen Armee beim Angriff bisher getötet worden. Netanjahu warnte sein Volk zudem, man müsse sich auf einen langen Konflikt vorbereiten.
Mit welchen Folgen für den Krieg in der Ukraine? «Russland wird daraus Kapital schlagen wollen. Wie sehr dies gelingt, wird sich zeigen», sagt Nicolas Hayoz, Professor für Politikwissenschaft und Direktor des Osteuropa-Instituts an der Universität Freiburg.
Wie sehr Russland davon profitieren könne, hänge stark davon ab, wie lange sich die Kämpfe in Israel hinziehen werden und ob sie sich ausweiten. «Dauert es länger, hat dies Auswirkungen auf die USA, den Wahlkampf und somit auch auf die Unterstützung der Ukraine, die bereits schwächer geworden ist», so Hayoz zu Nau.ch. Denn man werde sich folglich mehr auf Israel konzentrieren.
Hayoz betont auch, dass die Ukrainer in nächster Zeit unabhängig von den Kämpfen in Israel Erfolge verbuchen müssten, damit die Unterstützung aus den USA und Europa nicht schwächelt: «So oder so muss die Ukraine in nächster Zeit Resultate zeigen, sonst wird die Hilfe zurückgehen.»
Ukraine-Experte Ulrich Schmid von der Uni St. Gallen geht davon aus, dass der Ukraine-Krieg für die euorpäische Politik wichtig bleiben wird. «Europa ist wenig präsent im Nahen Osten», sagt er. Zudem werde der Konflikt in Israel nicht so lange dauern wie der Ukraine-Krieg: «Die militärischen Ressourcen der Hamas sind beschränkt und der Iran wird keinen offenen Krieg gegen Israel wagen», so Schmid.
«Russen mischen auf beiden Seiten mit»
Hamas und Israel – die Russen würden auf beiden Seiten mitmischen und seien auf beiden Seiten präsent, erklärt Hayoz. «Der autoritäre Netanjahu und der autoritäre Putin haben sich immer bestens verstanden.» Zudem seien die Russen in Syrien präsent, was für Israel ein wichtiger Faktor sei.
Doch auch zu den Hamas hätten die Russen eine gute Beziehung. Das bekräftigt auch Ulrich Schmid. «Sowohl zur Hamas als auch zu Israel hat Russland eine vorsichtig freundliche Beziehung». Der Kreml profitiere, weil er sich als Friedensvermittler ins Spiel bringen könne.
Für den Osteuropa-Experten Hayoz ist zudem klar: Einmal mehr sind die Russen «Champions» darin, mit einem anderen Konflikt auf der Welt von der «eigenen grossen Schuld» abzulenken. «Die Russen geben auch hier dem Westen die Schuld.»