Ukraine-Krieg: So versuchen Männer, Wehrdienst zu entgehen

Alexandra Inniger
Alexandra Inniger

Ukraine,

Frauenkleider, Geburtsurkunden von erfundenen Kindern oder eine Sterbeurkunde der lebenden Frau – Männer versuchen alles, um dem Ukraine-Krieg zu entgehen.

Ukraine-Krieg
Zwei Polizisten patrouillieren an der polnisch-ukrainischen Grenze. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen des Kriegsrechts müssen alle Ukrainer zwischen 18 und 60 Jahren im Land bleiben.
  • Tausende Männer versuchen daher, die Ukraine auf illegalem Wege zu verlassen.
  • Die Grenzpolizeien berichten von ausgefallenen Fluchtversuchen.

In der Ukraine gilt seit Februar letzten Jahres das Kriegsrecht. Damit dürfen ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren nicht ausreisen.

Seit der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist, wurden dennoch über 20'000 Männer an der Grenze gefasst. Täglich verhaftet die Polizei um die zwanzig Ukrainer, die illegal ausreisen wollen.

Die rumänische Grenzpolizistin Julian Stan begegnet vielen ukrainische Kriegsverweigerern. «Die Männer sind verängstigt und in einem Zustand starker Erschöpfung», sagt sie dem «Spiegel».

Trotz Schnittwunden und Knochenbrüchen sei ihre einzige Sorge, vorübergehend Schutz durch den rumänischen Staat zu beantragen. Alle ukrainischen Staatsangehörigen dürfen aus humanitären Gründen in der EU bleiben, Auslieferungsdruck gibt es keinen.

Frauenkleider und gefälschte Urkunden

Die Verzweiflung ist bei den Männern teilweise so gross, dass sie vor den kreativsten Fluchtversuchen nicht zurückschrecken. Manche würden sich Frauenkleider anziehen, berichtet die ukrainische Grenzpolizei. Andere versteckten sich in Kinderkleider-Kisten.

Den Beamten würden auch Geburtsurkunden von Kindern gezeigt, die es gar nicht gibt. Ein Ukrainer habe sogar eine gefälschte Sterbeurkunde seiner lebenden Frau vorgelegt. Männer, die drei Kinder oder mehr haben und alleinerziehende Väter dürfen die Ukraine nämlich verlassen.

Doch nicht alle werden erwischt. Viele Tausend Männer schafften es bereits an den Grenzpolizisten vorbei nach Rumänien, Moldau, Ungarn, Polen oder in die Slowakei. Der Schleppermarkt boomt im Ukraine-Krieg. Auch Rekrutierer und Ärzte helfen den Männern, mit gefälschten Dokumenten dem Wehrdienst zu entgehen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj will deshalb härter gegen Korruption vorgehen. Kürzlich feuerte er die Leiter aller regionalen Rekrutierungszentren. Zudem will er Korruption mit Landesverrat gleichsetzen – darauf würden Strafen von 15 Jahren bis lebenslang folgen.

Männer zahlen über 13'000 Franken für Flucht vor Ukraine-Krieg

Informationen zur illegalen Ausreise werden gemäss ukrainischen Behörden hauptsächlich über den Messengerdienst Telegram verbreitet. Viele Schlepperbanden aus Moldau teilten dort Treffpunkte in den endlosen Weizenfeldern an den Grenzgebieten.

Denken Sie, dass der Ukraine-Krieg noch lange dauert?

Für eine Nachtfahrt über die sogenannte «grüne Grenze» zahlen manche Männer umgerechnet bis zu 13'300 Franken. Dies berichteten moldauische Beamte gegenüber der «New York Times».

Kommentare

User #5148 (nicht angemeldet)

Mach dich mal schlau was die SIPRI-Datenbank ist und schau dort mal für die Schweiz nach. Wie war das mit dem neutral sein?

User #7648 (nicht angemeldet)

Ja, erst zurück kommen wenn alles hübsch aufgeräumt und entmint ist natürlich 1. klasse-Flug, der Begriff Solidarität kann eben interpretiert werden

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