Ukraine Krieg: Immer mehr Männer verweigern Militärdienst

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Ukraine,

Kiew hat im Ukraine-Krieg mit schwindenden personellen Ressourcen zu kämpfen. Unter anderem, weil immer mehr Bürger nicht in die Armee wollen.

Ukraine Krieg
Ukrainische Soldaten ruhen sich in einem Graben an der Frontlinie in der Nähe von Kreminna aus. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ukraine gehen unter anderem wegen Bestechung die Soldaten aus.
  • Ein Verweigerer hält die Militär-Pflicht in der Verfassung für veraltet.
  • Wolodymyr Selenskyj will nun härtere Strafen für Korruption.

Der Ukraine-Krieg zieht sich nun bereits seit langem hin. In bestimmten Regionen wird schon seit 2014 gekämpft – im Februar 2022 folgte dann die gross angelegte russische Invasion. Die ukrainische Armee gerät bei all den Belastungen jetzt immer mehr an ihre Grenzen.

Das Problem: Viele Männer sind nicht bereit, für Kiew zu kämpfen, wie die britische «BBC» berichtet. Manche greifen dafür zu illegalen Mitteln. Tausende hätten das Land inzwischen verlassen – oft über die Karpaten nach Rumänien. Zum Beispiel würden die Ukrainer Beamte bestechen oder sich auf andere Weise der Rekrutierung entziehen.

In Telegram-Chats mit teils über 100'000 Mitgliedern wird verraten, wo Rekrutierungsbeamte zirkulieren. So können die Verweigerer ihnen ausweichen.

Betroffener: Militärpflicht für alle Männer ist «veraltet»

Yehor gehört zu denen, die nicht in den Krieg ziehen wollen. Grund dafür sind die Erfahrungen seines Vaters. Dieser litt unter mentalen Problemen, nachdem er für die Sowjetunion in Afghanistan gekämpft hatte.

Gegenüber der britischen Rundfunkanstalt sagt Yehor, jede Situation müsse seiner Ansicht nach individuell betrachtet werden. «Das System ist sehr veraltet. Die Tatsache, dass in der Verfassung festgelegt ist, dass alle männlichen Bürger kämpfen müssen, entspricht nicht den heutigen Werten.»

Würden Sie für Ihr Land in einen Krieg ziehen?

Vor der Invasion im vergangenen Jahr war die Regel noch weniger strikt. Damals konnten diejenigen, die nicht in die Armee wollten, beispielsweise soziale Arbeit leisten. Ähnlich wie im Zivildienst in der Schweiz. Laut Yehor sollte diese Option immer noch bestehen.

Yehor selbst wurde indes bereits von der Polizei angehalten – er soll der Einberufung ins Militär ausgewichen sein. In der Folge musste er doch noch ins Rekrutierungszentrum. Als er Rückenprobleme geltend machte, konnte er zwar wieder nach Hause. Allerdings ist unklar, ob er dem Militärdienst so längerfristig entkommt.

Selenskyj will im Ukraine-Krieg härtere Strafen für Korruption

Wolodymyr Selenskyj hat der Korruption im Ukraine-Krieg inzwischen den Kampf angesagt. Die Korruption soll mit Landesverrat gleichgesetzt werden, sagte er am Sonntag in einem Interview.

Wolodymyr Selenskyj
Präsident Selenskyj mit ukrainischen Soldaten bei seinem Besuch in der vom Ukraine-Krieg stark betroffenen Region Charkiw. - Ukrainian presidential press-service/AFP

Bisher sind für besonders schwere Fälle der Korruption Haftstrafen von bis zu zwölf Jahren möglich. Bei Landesverrat sind es hingegen 15 Jahre bis lebenslang. Er werde die Änderung dem Parlament vorschlagen, so Selenskyj.

Zuvor wurden wegen Korruptionsvorwürfen bereits zahlreiche Rekrutierungschefs in den verschiedenen Regionen gefeuert.

Kommentare

Melanie15

Es ist nur vernünftig, wenn junge Leute nicht in diesen sinnlosen Krieg ziehen wollen.

User #6116 (nicht angemeldet)

User 100 In Sachen Korruption ist Selensky ein gutes Vorbild!

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