Ukraine-Krieg: Sogar Putins TV-Propagandisten geben Kriegs-Fehler zu
Russische Soldaten flüchten nach der Gegenoffensive im Ukraine-Krieg. Im Staats-TV stärkte man Wladimir Putin stets den Rücken – das ändert sich jetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Putin wird im russischen Staats-TV nach der ukrainischen Gegenoffensive kritisiert.
- Sogar ein Mitglied der Staats-Duma spricht von einem schweren Schlag.
- Russische Soldaten machen sich derzeit im Osten aus dem Staub.
Kiew schlägt im Ukraine-Krieg zurück! Nach eigenen Angaben hat die ukrainische Armee seit Anfang September mehr als 6000 Quadratkilometer Land zurückerobert. Videos zeigen, wie russische Soldaten aus der Ostukraine überstürzt flüchten.
Die Gegenoffensive ist auch das heiss diskutierte Thema im russischen Staats-Fernsehen. Und da kommts zu einer Premiere: Pro-Putin-Sprachrohre, die bisher stets von den Kriegs-Plänen überzeugt waren, räumen Fehler ein.
In der letzten TV-Debatte holt erst Oppositions-Politiker Boris Nadezhdin zum Rundumschlag aus. Es sei «absolut unmöglich, die Ukraine zu besiegen».
Durch Vertragssoldaten, Söldner und ohne Mobilisierung sei die «koloniale Kriegsmethode» zum Scheitern verurteilt. Nadezhdin fordert sogar: Nun sei die Zeit gekommen, die Friedensgespräche aufzunehmen, um den blutigen Krieg zu beenden.
Die Kritik des Oppositionellen kommt nicht unerwartet. Jedoch gibt es in der Runde kaum Gegenstimmen.
Ukraine-Krieg: «Soll mein 10-jähriger Sohn noch kämpfen?»
Polit-Kommentator Viktor Olevich, der eigentlich den Kreml unterstützt, entgegnet: «Uns wurde gesagt, dass alles nach Plan läuft. Glaubt irgendjemand wirklich, dass vor sechs Monaten der Plan war, die Stadt Balakliya zu verlassen? Dass wir eine Gegenoffensive in der Region Charkiw abwehren müssen?»
In der Runde sitzt auch Alexander Kazakov, ein Mitglied der Staatsduma. Russen, die sich nun aber eine heftige Gegenstimme erhoffen, werden enttäuscht.
Denn sogar Kazakov gibt zu, dass Russland mit der Gegenoffensive «ein schwerer psychologischer Schlag» versetzt worden sei. Ideen, wie es nun weitergehen soll, bleibt er schuldig. Klar sei aber, dass man weiterkämpfe und den Ukraine-Krieg gewinnen müsse.
Oppositions-Mann Nadezhdin schüttelt den Kopf. «Und wie lang soll das dauern? So lange, bis mein 10-jähriger Sohn auch noch mitkämpfen kann?»